So käme es zu einer immensen Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Denn das in Dollar gerechnete Vermögen der Goldbesitzer gewänne drastisch an Wert. Verwenden die Goldbesitzer ihre gestiegene Kaufkraft dazu, Güter zu kaufen (Konsumgüter, aber auch Aktien und Häuser), dürften deren Preise kräftig zulegen. Der anfängliche Kaufkraftgewinn, den die Goldbesitzer durch die Anbindung an den gestiegenen Goldpreis erzielen, schmilzt dadurch wieder ab. Der preistreibende Effekt der Wiederverankerung des US-Dollars im Gold fiele noch höher aus, sollten die US-Banken bereit sein, zusätzliches Gold etwa aus dem Ausland gegen Ausgabe von neuen US-Dollar zu akzeptieren. Die Folge: Die höheren Preise für Güter ließen den realen Wert der Schulden sinken, Schuldner würden entlastet.
An den Devisenmärkten würde der US-Dollar vermutlich kräftig gegenüber all jenen Währungen aufwerten, die nicht oder nur in einem geringeren Maße als der Greenback durch Gold gedeckt sind. Die Kaufkraft der US-Amerikaner im Ausland nähme zu, Importe verbilligten sich. Dagegen büßte die US-Exportwirtschaft an preislicher Wettbewerbsfähigkeit auf den Absatzmärkten außerhalb des Dollar-Raums ein.
Die Anbindung des Dollars an Gold hätte mithin drastische Auswirkungen auf das inneramerikanische und weltwirtschaftliche Gefüge. Ist die Gesetzesinitiative von Mooney deshalb unvernünftig, die fixe Idee eines ökonomischen Hasardeurs?
Mitnichten. Denn den kurzfristigen Kosten und Anpassungsschmerzen eines geldpolitischen Regimewechsels gilt es dessen langfristigen Nutzen gegenüberzustellen. Dieser bestünde darin, dass die Kaufkraft des Geldes jene Stabilität zurückgewönne, die ihr im ungedeckten Papiergeldsystem verloren gegangen ist. Halten die politischen Entscheidungsträger an der Golddeckung fest, können sie die Geldmenge nicht mehr willkürlich vermehren oder verringern. Die chronische Inflation, die das ungedeckte Papiergeld kennzeichnet, gehörte der Vergangenheit an. Auch gäbe es keine monetär verursachten Boom-und-Bust-Zyklen mehr. Darüber hinaus bestünde die Chance auf eine friedlichere Welt, weil die staatliche Kriegsfinanzierung wegen der begrenzten Goldbestände im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar würde.
Gutes Geld durch Wettbewerb
Dennoch kann die Gesetzesinitiative von Mooney nicht vollständig überzeugen. Denn ihr fehlt ein entscheidender, finaler Schritt auf dem Weg zu einem guten Geld: Der Wettbewerb. Erst wenn die Menschen frei entscheiden können, welches Geld sie verwenden wollen, kann der Wettbewerb seine disziplinierende Funktion auf die Geldanbieter ausüben, seien diese staatliche Zentralbanken oder private Unternehmen. Daher sollte jeder die Möglichkeit haben, seinen Mitmenschen ein Gut anzubieten, das diese als Geld zu verwenden wünschen. Bei einer freien Geldwahl dürfte das Gold zwar sehr gute Chancen haben, allgemein akzeptiert zu werden. Doch sollte es den Menschen möglich sein, auch ein anderes Geld zu verwenden, beispielsweise Kryptowährungen.
Entscheidend ist, dass der Staat seinen monopolartigen Einfluss auf das Geld verliert; dass er nicht bestimmt, welche geprägten Goldmünzen und -barren als Basis für die Ausgabe von US-Dollar dienen und welche nicht; dass er selbst nicht im Münzprägegeschäft tätig ist beziehungsweise es nicht monopolisiert; und vor allem, dass es keine staatliche Zentralbank mehr gibt, die in die Kredit- und Geldmärkte eingreift und die Marktzinsen beeinflusst.
Im Kongress und bei machtvollen Interessengruppen aus dem Finanzsektor wird Mooneys Vorschlag vermutlich auf heftigen Widerstand stoßen. Bedeutet er doch, dass Macht und Besitzstände ins Wanken geraten, weil ihnen die finanzielle Basis durch das beliebig vermehrbare Geld entzogen wird. Doch vielleicht liegt gerade hierin der gesellschaftlich größte Wert des Vorschlags. Indem er das Geld ein Stück weit aus seiner Umklammerung durch die politische Macht befreit, beseitigt er ungerechtfertigte Privilegien – und macht die Welt so etwas gerechter.
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