Es war eine windbrechende Idee: Waldstreifen, die der Wüste Gobi im Norden Chinas Einhalt gebieten sollten. Die Große Grüne Mauer, erdacht in den 1970er-Jahren, ist ein Schutzwall gegen Sandwind und Bodenerosion. Als ihr „Vater“ gilt ein Deutscher: Horst Weisgerber, Ehrenprofessor der Forstlichen Akademie in Peking. Nach Weisgerbers Rezepten wurden bereits viele Millionen Bäume gepflanzt.
„Es geht um eine beispiellose Leistung für die Umwelt weltweit, deren positiven Ergebnisse zwar nicht in finanzieller, jedoch vielfältiger Weise schon vorliegen in Dimensionen, die hierzulande so gut wie nicht bekannt sind“, schrieb uns ein Leser. Das Programm ist bis ins Jahr 2050 angelegt und betrifft mehr als 40 Prozent der Landesfläche. Geplante Gesamtinvestitionen: 90 Milliarden Yuan (aktuell knapp 12 Milliarden Euro).
Doch Umsetzung und Nutzen sind umstritten. Eine chinesische und eine amerikanische Studie von 2023 sehen die Gefahren durch Wind, Sand sowie Bodenerosion eingedämmt, die Kohlenstoffbindung habe zugenommen. Getreideproduktion und Wirtschaftsleistung in den oft abgelegenen Gebieten hätten sich positiv entwickelt.
Doch die Partizipation der lokalen Bevölkerung sei gering. Zudem würde die Bewässerung Konflikte um Wasser anheizen. Die Knappheit ist nicht nur ein Problem an sich, sondern führt zu Streitigkeiten in prosperierenden Gegenden, wenn etwa Minenbetreiber und Projekte zur Aufforstung um Wasser buhlen.
Forscher bezweifeln auch die Qualität des neuen Waldes. Unter den Anpflanzungen seien auch schnell wachsende, aber für Krankheiten anfällige Bäume.
„Diese Einordnung deckt sich mit meinen Kenntnissen aus früheren Untersuchungen“, sagt Anja Senz, Sinologin von der Universität Heidelberg. „Oftmals bestehen lokal sehr unterschiedliche Interessen, etwa an der Landnutzung für Industrieansiedlungen oder Ressourcengewinnung, die mit dem Projektanliegen kollidieren.“ Regional gebe es aber „sicher auch gelungene, also nachhaltige Veränderungen der Landnutzung hin zu echtem Wald“, so Senz.
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