Bei Mahle geht das Geschäft mit Kolben und Motorenkomponenten für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zurück. Hohe Investitionen in Produkte für E-Autos brachten bislang nicht den erwünschten Erfolg. Und so soll mehreren Insidern zufolge nun unter anderem das mit dem Autozulieferer Hella (heute: Forvia) geführte Joint Venture Behr-Hella Thermocontrol (BHTC) zum Verkauf angeboten werden.
Ein Interessent für BHTC soll aus Asien stammen. Bei ihm könnte es sich um den Bildschirmhersteller AU Optronics aus Taiwan handeln, der zur BenQ-Gruppe gehört. Forvia wollte sich nicht äußern. Mahle erklärte, man befinde sich „auf Transformationskurs“. Dazu gehörten die „kontinuierliche Prüfung strategischer Optionen“ sowie der Zu- und Verkauf von Geschäftsteilen. Entschieden sei aber noch nichts. AU Optronics beantwortete eine Anfrage der WirtschaftsWoche nicht.
BHTC stellt Klimageräte her, beschäftigt weltweit 2860 Mitarbeiter und setzte 2021 rund 500 Millionen Euro um. Mahle und Hella halten je die Hälfte der Anteile.
Finanziell wird es düster - laut Rating bereits Ramsch
Bei Mahle dürften vor allem finanzielle Erwägungen das Verkaufsinteresse befördert haben. Bei 5,9 Milliarden Euro Umsatz kam Mahle zwischen Januar und Juni 2022 auf mehr als 300 Millionen Euro Verlust – das war der vorläufige Tiefpunkt eines schleichenden Abstiegs. Seit 2011 hat sich Mahles Jahresumsatz von sechs auf knapp elf Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Operativ verdiente das Unternehmen aber immer weniger.
Die Ratingagentur Moody’s stufte erst im September die Kreditwürdigkeit des Zulieferers herab. Mahle und seine Anleihen gelten bei Moody’s längst als spekulativ.
Das Mahle-Management hätte mehreren Insidern zufolge gerne eine bereits bestehende Kreditlinie vorzeitig verlängert. Doch einige zum Konsortium gehörende Banken sollen zögern, dem Wunsch nachzukommen. Mahle sagt, es gebe eine „stabile Finanzierungsperspektive“, unmittelbarer Anpassungsbedarf sei „nicht erforderlich“.
Und so steht es um Mahle nicht sehr gut. Das Mahle-Management prüft deshalb eine Anpassung der Strategie, wozu neben einem Verkauf von BHTC auch der weiterer Unternehmensteile gehört. Entschieden sei jedoch noch nichts, so eine Mahle-Sprecherin.
Berühmt ist Mahle für Kolben und andere Bauteile, die im Verbrenner gebraucht werden. Der größte Bereich aber ist laut einer Sprecherin mittlerweile das Thermomanagement. So entwickelt Mahle Thermomanagementlösungen für Elektrofahrzeuge, die sowohl die Innenraumtemperierung als auch das Wärmemanagement umfasst.
Klima läuft nicht immer prima
Allerdings stellt sich dabei die Tochter Mahle Behr zunehmend als Problem dar. Behr gilt als Erstausrüster für Fahrzeugklimatisierung und Motorkühlung. Seit der Übernahme und Umfirmierung gehört Mahle Behr zum Geschäftsbereich Thermomanagement im Mahle Konzern. Den Deal fädelte der heutige Aufsichtsratschef Heinz Junker noch als Unternehmenschef ein – eigentlich ein genialer Schachzug. Die Mahle-Behr-Gruppe, wie Behr heute heißt, entwickelt sowohl Klimaanlagen als auch Produkte zur Motorkühlung. Gekühlt werden muss schließlich immer – sowohl im Verbrenner als auch im E-Auto.
Als Mahle bei dem Klimaspezialisten 2010 einstieg, lautete das Motto des Projekts: Mahle + Behr = Mehr. Nur wurde dieses Motto Insidern zufolge über Jahre hinweg nicht gelebt. „Es fehlte von vornherein an einer klaren Strategie für Behr und an einer Anbindung an Mahle“, sagt ein Insider. Es gebe viele Doppelfunktionen.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich das Mahle-Management künftig mehr um die Integration kümmern würde und in diesem Zusammenhang auch einzelne Geschäftsbereiche von Behr zum Verkauf anbietet.
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