Das US-Elektroauto-Start-up Fisker ist mit der Suche nach einem Partner gescheitert. Die Verhandlungen mit einem Autobauer seien abgebrochen worden, teilte das Unternehmen am Montag mit.
Berichten zufolge gab es Gespräche mit dem Hersteller Nissan, Fisker selbst hat das nie bestätigt. Zuvor setzte Fisker bereits die Fahrzeugproduktion beim österreichischen Auftragsfertiger Magna aus.
Nun würden strategische Optionen geprüft, darunter auch gerichtliche oder außergerichtliche Restrukturierungen oder Kapitalmarkt-Transaktionen. Hedgefonds-Manager Thomas Hayes sagte, damit werde es wahrscheinlicher, dass sich Fisker unter Gläubigerschutz flüchte.
Seit Jahresbeginn haben die Fisker-Aktien 90 Prozent an Wert verloren.
Die New Yorker Börse kündigte am Montag nach Fiskers Mitteilung an, den Handel mit den Aktien vorerst zu stoppen. Aufgrund des „ungewöhnlich niedrigen“ Kursniveaus seien diese nicht mehr für eine Notierung geeignet, weshalb wird der Handel sofort ausgesetzt werde. Bevor der Handel am Montag unterbrochen wurde, fielen die Fisker-Aktien um 28 Prozent auf 9 Cent. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um 95 Prozent gefallen.
Fisker steckt schon länger in finanziellen Schwierigkeiten, das „Wall Street Journal“ berichtete zuletzt, das Unternehmen bereite eine mögliche Insolvenz vor. Das Unternehmen, das der dänische Auto-Designer Henrik Fisker gegründet hat, bekommt seit Längerem zu spüren, dass sich der Vertrieb der Fahrzeuge schwieriger gestaltet als ursprünglich erwartet.
Fiskers Krise
Anfang März hatte Fisker vermeldet, „erhebliche Zweifel“ daran zu haben, den Betrieb fortzusetzen, wenn sich das Start-up keine neue Finanzierung sichern könne. Zudem wolle Fisker 15 Prozent der Belegschaft entlassen – vor allem Verkaufspersonal.
Im vierten Quartal verzeichnete das Unternehmen einen Nettoverlust von 463 Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von 200 Millionen US-Dollar. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Henrik Fisker, sagte Anfang März, dass er in Gesprächen mit einem anderen Automobilhersteller sei, um eine Partnerschaft zu vereinbaren. Dabei gehe es um eine mögliche Investition und die gemeinsame Entwicklung von Fahrzeugen. Bis dahin lägen Investitionen für künftige Projekte auf Eis. „Wir haben sechs Monate Zeit, um das zu korrigieren“, sagte Gründer Henrik Fisker damals dem „Handelsblatt“.
Probleme von Fisker und anderen E-Auto-Start-ups
Nicht nur für Fisker wird die Luft dünner. Für viele junge E-Auto-Unternehmen geht es ums Überleben: Hersteller von Elektroautos aller Größenordnungen haben mit einer branchenweiten Verlangsamung des Umsatzwachstums zu kämpfen, da die Verbrauchernachfrage nachlässt.
Einen ersten Vorgeschmack dafür lieferte zuletzt der defizitäre schwedische Anbieter Polestar, dem der Miteigentümer Volvo Cars den Geldhahn zudrehte und der jetzt auf frische Mittel des chinesischen Mehrheitsaktionärs Geely setzen muss. Start-ups wie Rivian, Fisker, Arrival, Xpeng oder Lucid kämpfen ebenfalls mit den Kosten für einen Hochlauf der Produktion. Andere – etwa Sono Motors aus München mit seiner Vision eines Solar-Elektroautos – sind bereits ganz vom Markt verschwunden.
Autoexperte Stefan Bratzel, der das Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach leitet, prognostiziert: „Wir werden eine Konsolidierung der E-Mobilitäts-Unternehmen sehen.“ Der Markthochlauf gehe langsamer vonstatten, als die vielen neu in den Markt drängenden E-Auto-Start-ups dachten. „Da werden nicht alle überleben können. Wenn man so will, ist das ein natürlicher wirtschaftlicher Ausleseprozess, der stattfindet.“
Mehrere Faktoren führten zu einer schwierigen Gemengelage in der Branche: Die Zinsen steigen und für die investitionshungrigen Autofirmen wird das Geld teurer – was dazu führen kann, dass sie Kredite nicht mehr bedienen können. Investoren sind zugleich wählerischer und wollen sehen, dass die Auto-Start-ups Geld verdienen. Es wird also schwieriger, genügend Geld für die kostspielige Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge einzusammeln. „Wer es nicht schafft, zu niedrigeren Kosten im Vergleich zu den Wettbewerbern Fahrzeuge zu produzieren, hat das Nachsehen“, kommentiert Bratzel.
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Mit Material von Reuters