Medienbericht Jahrelange Industriespionage bei VW – womöglich aus China

Bis zu 19.000 Daten sollen Hacker aus dem VW-Netzwerk gestohlen haben. Quelle: imago images

Der VW-Konzern wurde Berichten zufolge mehrere Jahre von Hackern ausgespäht, vor allem zu Themen wie E-Mobilität. Die Spuren führen laut Experten nach China, dem größten Absatzmarkt des Autobauers.

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Volkswagen und China haben ein ambivalentes Verhältnis. Die Volksrepublik ist der größte Absatzmarkt des Automobilkonzerns, VW galt gemessen an den Verkaufszahlen lange als führender Anbieter in der Industrie. Die Wolfsburger produzieren obendrein einen Großteil ihrer Fahrzeuge in China. Allerdings lässt das Interesse an deutschen Autos nach, vor allem die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Wagen sinkt. Chinesen kaufen mittlerweile lieber E-Autos von staatlich subventionierten Produzenten wie BYD.

Und das ist nicht alles: Gemeinsame Recherchen von „Spiegel“ und ZDF Frontal zeigen, dass Volkswagen anscheinend jahrelang in einer groß angelegten Aktion ausspioniert worden ist – vermutlich von chinesischen Hackern.

„Spiegel“ und „ZDF Frontal“ berufen sich auf interne VW-Dokumente. Demnach spähten die Hacker erstmals 2010 die IT-Infrastruktur des Wolfsburger Konzerns aus, verschafften sich daraufhin Zugang und beschafften sich diverse Daten. Drei Jahre später sollen sich die Angreifer Administratorrechte vergeben haben, um problemlos Zugriff auf Dokumente erhalten zu können. Bis zu 19.000 Daten sollen die Hacker zwischen 2011 und 2014 erbeutet haben, heißt es – auch bei den Schwesterfirmen Bentley und Audi.

Die Hacker hatten es laut „Spiegel“ und ZDF auf bestimmte Themen abgesehen. Neben dem Bereich Elektromobilität und alternative Antriebstechniken wie Brennstoffzellen hielten die Angreifer explizit nach Datensätzen zur Ottomotoren-Entwicklung, Getriebeentwicklung und Doppelkupplungsgetriebe Ausschau. Sensible Informationen, die Experten zufolge eine große Rolle im internationalen Wettbewerb spielen.

Gegenangriff nach Feierabend

Der Angriff soll einem Techniker des Wolfsburger Konzerns im Sommer 2014 aufgefallen sein. Volkswagen richtete eine Taskforce ein, beobachtete monatelang das Verhalten der Täter und entfernte die fremden Nutzer an einem April-Wochenende 2015 aus dem Netzwerk. Die Idee sei gewesen, die Server an einem Freitag herunterzufahren, nachdem in der chinesischen Zeitzone der Feierabend eingeläutet wurde, berichten „Spiegel“ und ZDF. Man sei davon ausgegangen, dass die Täter über die Jahre hinweg dieselben und in einer Firma angestellt waren.

VW nennt den Recherchen zufolge keinen mutmaßlichen Schuldigen. Mehrere Insider, die mit dem Fall betraut waren, sowie IT-Experten vermuten aber einstimmig chinesische Staatshacker hinter dem Vorfall. Demnach habe man IP-Adressen bis nach Peking zurückverfolgen können. Auch würden die eingesetzten Programme auf chinesische Nutzer hinweisen. Beweise, dass wie vermutet der militärische Nachrichtendienstes PLA dahintersteckt, gäbe es nicht.

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Die chinesische Botschaft in Berlin weist laut Medienbericht jegliche Anschuldigungen von sich. Volkswagen hat dagegen die Cybersecurity-Attacken gegenüber den beiden Medien bestätigt und seine IT-Infrastruktur seitdem massiv aufgerüstet.

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