Tesla Elon Musk zeigt mit seinem China-Besuch, wo seine Prioritäten liegen

Quelle: REUTERS

Einen Besuch in Indien sagte der Tesla-Chef kurzfristig ab. Nun reiste er überraschend nach China – wo er sich Berichten zufolge eine Kooperation mit dem Tech-Giganten Baidu sicherte.

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China-Kritikern in Washington dürfte es nicht gefallen haben, wie Elon Musk seine Asien-Pläne durcheinandergewirbelt hat. Einen vergangene Woche geplanten Besuch in Indien verschob er kurzfristig auf einen noch unbekannten Termin wegen „sehr ernster Tesla-Verpflichtungen“, wie es Musk auf seiner Plattform X formulierte.

Die geplatzte Indienreise hielt ihn nicht davon ab, nun am Sonntag und Montag überraschend nach Peking zu reisen, wo er eine Audienz beim chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang hatte. De-Risking von China? Musk denkt gar nicht daran. Seine aktuellen Prioritäten wurden bei der Stippvisite in der Volksrepublik deutlich: Ein Markteintritt in Indien ist zwar nett, kann aber locker noch etwas verschoben werden. In China hingegen, dem wichtigsten Automarkt der Welt, muss Tesla sofort handeln.

Für den amerikanischen Elektroautobauer läuft es dort nicht mehr rund. Der Marktanteil von Tesla in China sank im vierten Quartal 2023 auf rund 6,7 Prozent nach 10,5 Prozent im ersten Quartal, wie von Bloomberg ausgewertete Daten der China Passenger Car Association zeigen. Im ersten Quartal 2024 verkaufte Tesla weltweit rund 386.800 Fahrzeuge, rund 90.000 weniger als von Investoren erwartet.

Elon Musk reiste am Sonntag überraschend nach Shanghai und traf auch Ministerpräsident Li Qiang. Offenbar mit Erfolg: Tesla tut sich mit dem chinesischen Tech-Riesen Baidu zusammen.

Tesla setzt zwar in China deutlich mehr Elektroautos als etwa der Problemfall Volkswagen ab. Doch die Probleme sind unübersehbar. Auf dem Markt herrscht ein harter Preiskampf, denn es gibt zu viele chinesische Konkurrenten, die gute und günstige E-Autos anbieten. Als Marktführer hat sich der Shenzhener Konzern BYD vor Tesla gesetzt.

Tesla und Baidu wollen zusammenarbeiten

Teslas Problem in China ist zum einen, dass das Unternehmen zu wenig neue Modelle anbietet, die den Geschmack der chinesischen Kunden treffen. Chinesische Anbieter sind schneller darin, ihre Fahrzeuge zu überarbeiten und in immer neuen Varianten auf den Markt zu bringen. Vor allem treibt Musk offenbar um, dass die Chinesen begonnen haben, mit eigenen intelligenten Fahrassistenten um Kunden zu werben. Die Systeme einiger chinesischer Hersteller hatten zuletzt bereits mehr Fähigkeiten als die vergleichsweise rudimentären Assistenzfunktionen, die Tesla derzeit in seinen chinesischen Fahrzeugen anbietet.

Die Geschäfte von Tesla laufen schlechter als erwartet. Trotzdem reagiert die Börse euphorisch. Es bleibt dabei: Für Aktionäre sind die Kalifornier von allen E-Auto-Herstellern die beste Wahl.
von Marlon Bonazzi

Trotz offensichtlicher Schwierigkeiten hielt es Tesla wie schon in der Vergangenheit nicht für nötig, auf der derzeit laufenden Automesse in Peking Präsenz zu zeigen. Doch während sich die anderen Hersteller dort mit ihren Innovationen ein Kräftemessen liefern, erhielt Musk eine Privataudienz beim chinesischen Ministerpräsidenten.

Der Termin scheint sich gelohnt zu haben. Wie unter anderem Bloomberg und das „Wall Street Journal“ am Montag unter Berufung auf Insider berichteten, konnte Musk wichtige Hürden nehmen, um Teslas in China fit für das autonome Fahren zu machen.

Tesla werde dafür eine Partnerschaft mit dem chinesischen Technologieriesen Baidu für Karten- und Navigationsfunktionen eingehen. Chinesische Beamte hätten Tesla zudem mitgeteilt, dass Peking dem Plan des Unternehmens, seine FSD-Funktion (Full Self-Driving) in China einzuführen, vorläufig zugestimmt habe. Tesla nutzt bereits seit 2020 die Karten von Baidu für die Navigationsanwendung seiner Fahrzeuge. Diese Zusammenarbeit wird offenbar auf Fahrerassistenzfunktionen ausgeweitet. Baidu ist einer der führenden Technologieanbieter in China und gilt auch als eines der führenden Unternehmen bei der Entwicklung von Software für selbstfahrende Autos. Baidu betreibt das Projekt Apollo, eine offene Plattform, die externe Partner einlädt, gemeinsam Technologien für selbstfahrende Autos zu entwickeln.

Musk zeigt nun, dass sich seine guten Beziehungen in China auszahlen. Er und Premierminister Li kennen sich bereits aus seiner Zeit als Parteivorsitzender von Shanghai. Damals wurde dort die große Tesla-Fabrik geplant und später gebaut.

Tesla erhielt für den Bau seiner Fabrik in Shanghai Vorzugskredite und eine beispiellos schnelle behördliche Genehmigung. Das Werk produziert inzwischen mehr als die Hälfte der weltweiten Auslieferungen von Tesla und sicherte den Amerikanern für mehrere Jahre die Marktführerschaft bei Elektroautos in China.

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Aber auch Li konnte am Wochenende von Musks Besuch profitieren. Er sendete so eine klare Botschaft nach Washington. Li betonte, dass die gute Entwicklung von Tesla in China „ein erfolgreiches Beispiel für die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit zwischen China und den USA“ sei. Mit anderen Worten: Hört auf, uns wirtschaftlich zu ersticken. Das schadet nur euch selbst.

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