Vernetzte E-Autos Jetzt kommen die China-Autos – aber kaum jemand beachtet die Gefahr

Quelle: imago images

Vernetzte chinesische Autos sind stark im Kommen. Die USA prüfen jetzt ihre Datensicherheit. In Europa wäre die Forderung nach Transparenz, was wo gespeichert wird, eine Minimalanforderung für den Marktzutritt.

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Himmelblau und funkelnd dreht sich das Auto von Xiaomi auf der Telekommunikationsmesse  Mobile World Congress in Barcelona im Kreis. Die Farbe habe der Unternehmensgründer Lei Jun höchstpersönlich designt, so die PR.

673 PS stark, von Null auf 100 in 2,78 Sekunden, der Bremsweg von 100 auf 0 in 33,3 Metern und 800 Kilometer Reichweite – auf dem Papier können die Spezifikationen mit Tesla mithalten. Wenn die Premiumbatterie wirklich wie angekündigt in zehn Minuten fast 400 Kilometer Reichweite laden könnte, würde das Auto auch Premiumkonkurrenten wie Mercedes, BMW oder Audi klar in den Schatten stellen. Die ersten Modelle sollen Mitte des Jahres ausgeliefert werden.

Es ist die Europa-Premiere des ersten Autos, das ein Handyhersteller baut. Und es kommt aus China.

Ein über das 5G vernetztes Auto kann man als etwas überdimensioniertes Handy auf Rädern betrachten, deshalb ist es schlüssig, dass die Handyhersteller den Markt entdecken. Dank Sensoren und Kameras kann das Autos zumindest teilautonom fahren. Zusätzlich verzahnt mit dem Smartphone deckt es alle Kommunikationsbedürfnisse des Besitzers ab. Das Timing ist perfekt – in derselben Woche cancelte der iPhone-Hersteller Apple die eigenen Pläne.

Die Stärke der chinesischen Angebote trifft sowohl Tesla wie auch die deutschen Hersteller mit voller Wucht. In die USA werden noch keine chinesischen Autos importiert, wohl aber bereits nach Mexiko. Noch schirmt die vom früheren US-Präsidenten Donald Trump eingeführte 25-prozentige China-Steuer zusätzlich zu 2,5-prozentigen Auto-Steuer den amerikanischen Markt ab. Experten aber erwarten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Chinesen den Markt trotzdem erobern. Deshalb lässt die Biden-Regierung bereits untersuchen, ob von chinesischen vernetzten Autos ein nationales Sicherheitsrisiko ausgeht. Sie befürchtet, dass die Daten, die die mit Kameras und Sensoren ausgestatteten Autos einsammeln und auswerten, in die falschen Hände kommen: „Das werden wir nicht zulassen“, sagt US-Präsident Joe Biden.

Weiter denken als die DSGVO

Solche Bedenken sind Europa noch nicht an höchster politischer Stelle angekommen. Die chinesischen Autos dagegen fahren schon auf unseren Straßen. Hier prüft die EU-Kommission gerade erst, ob es sich bei den günstigen China-Autos um verdeckte Subventionen handeln könnte. An die Gefahr, die die Datenfülle darstellt, die diese Autos einsammeln, während sie auf europäischen Straßen fahren, hat noch niemand gedacht. Wo werden sie gespeichert? Und wer hat auf sie Zugriff? Diese Offenlegung Im Gegenzug für die Einfuhrerlaubnis einzufordern, wäre ein erster Schritt. Sich einzig auf die Datenschutzgrundverordnung zu verlassen, könnte sich angesichts der Sensibilität der Daten, wenn sie erst einmal nach China übermittelt sind, als leichtfertig erweisen.  

Denn nicht nur Xiaomi baut ein eigenes Auto, auch der Telekommunikationskonzern Huawei, dem Staatsnähe nachgesagt wird, hat alle Bauteile und Softwareprogramme im Sortiment, die man benötigt, um ein Auto herzustellen. Huawei ist damit irgendwo in der Mitte zwischen Lieferant und Autohersteller anzusiedeln. Sie bauen sogar einen eigenen Antriebsstrang und eine eigene Batterie. Zunächst wurde die Marke Chery von Huawei ausgerüstet, jetzt ist mit dem „Aito“ ein Auto auf dem chinesischen Markt, das faktisch eigentlich auch ein Huawei-Auto ist. Huawei stellt es in seinen Flagship-Stores zum Verkauf.

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In Deutschland gibt es bereits etliche günstige China-Autos zu kaufen. Ähnlich blau leuchtend wie der Xiaomi steht längst schon ein kleiner Ora „Funky Cat“ von Great Wall Motors im Autohaus zum Verkauf. Als Vorführwagen ist er für knapp 25.000 Euro zu haben, fast halb so teuer wie der Listenpreis. Doch das Modell hat noch einige Kinderkrankheiten, immer wieder beschweren sich Kunden. Der Sprachassistent etwa taugt kaum etwas. Oder etwa die automatischen Software-Updates. Sie funktionieren nicht, wenn man nicht allen Punkten zum Datenschutz des Herstellers zugestimmt hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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