Lieferdienst Getir bestätigt Rückzug aus Deutschland

Viele Getir-Angestellte werden in den nächsten Wochen ihren Job verlieren. Quelle: REUTERS

Nun ist es offiziell: Getir verlässt Deutschland. Der Schnell-Lieferdienst will sich künftig auf seinen Heimatmarkt Türkei konzentrieren. Auch Gorillas verschwindet damit von den deutschen Straßen.

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Der türkische Schnell-Lieferdienst Getir zieht sich aus mehreren Ländern zurück. Nachdem die WirtschaftsWoche bereits am 24. April über das Vorhaben berichtet hatte, hat Getir diesen Schritt nun auch offiziell bestätigt. „Das Unternehmen wird sich auf seinen Kernmarkt in der Türkei konzentrieren, wo es das größte Potenzial für langfristiges, nachhaltiges Wachstum sieht“, teilte Getir mit.

Wann konkret der Betrieb in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden eingestellt wird, wurde nicht verkündet. Der Stichtag für Deutschland soll nach WirtschaftsWoche-Informationen der 15. Mai 2024 sein. Einige der weit über 1000 Angestellten in Deutschland haben demnach vorige Woche bereits ihre Kündigungen erhalten. Somit verschwindet nicht nur die Marke Getir, sondern auch Gorillas von den Straßen.

Schon Anfang des Monats diskutierte die Führungsriege des Lieferdiensts über diesen Schritt, die WirtschaftsWoche berichtete exklusiv darüber. Nach Angaben des Unternehmens erwirtschaftete der Lieferdienst in den drei Ländern nur sieben Prozent seines gesamten Jahresumsatzes. Dort sind insgesamt mehrere Tausend Mitarbeiter beschäftigt. Wie viele Personen von den Kündigungen betroffen sind, sagte Getir nicht.

Die Altgesellschafter Mubadala, der Staatsfonds aus Abu Dhabi, und G Squared aus den USA haben laut Getir noch einmal Geld in den türkischen Lieferdienst investiert. Damit soll der Rückzug und die Abwicklung der drei Märkte finanziert werden.



Der Lieferdienst wurde 2015 von Nazim Salur, Tuncay Tutek und Serkan Borancili gegründet und expandierte sechs Jahre später ins Ausland. Ende 2022 kaufte das Start-up den strauchelnden Berliner Wettbewerber Gorillas. Auch eine Übernahme des Berliner Start-ups Flink stand kürzlich im Raum. Dieser Deal soll Insidern zufolge aber vorerst vom Tisch sein.

Getir wurde zuletzt mit rund 12 Milliarden Dollar bewertet, diese Summe wird das Start-up vermutlich nicht halten können. Im vorigen Herbst gab es bereits Spekulationen über eine anstehende Finanzierung in Höhe von 500 Millionen Dollar. Getir selbst bestätigte das Investment aber nie. Stattdessen zahlte der niederländische Lebensmittelhändler Ahold Delhaize dem Lieferdienst wenige Wochen später Geld, damit Getir dessen Tochterfirma FreshDirect übernimmt. Laut Finanzbericht suchte Ahold Delhaize über mehrere Monate hinweg eine Lösung, wie der Konzern das New Yorker Start-up loswerden könnte. Den Deal belohnten die Niederländer schließlich mit einem Investment in Getir in Höhe von 130 Millionen Euro in Cash.

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Aus den US-Städten Chicago und Boston zog sich Getir bereits im Dezember 2023 diskret zurück. New York, der einzig verbliebene Standort in den USA und Hauptsitz von FreshDirect, soll zunächst bestehen bleiben.

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Hinweis: Dieser Text erschien erstmals am 24. April. Wir haben ihn aktualisiert und zeigen ihn erneut.

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