Peter Carlsson, Co-Gründer und CEO des schwedischen Batteriezellenherstellers Northvolt, erwartet, dass sich die neue Zellfabrik in Heide (Schleswig-Holstein) positiv auf die Wirtschaft in der Region auswirken wird. „Das Werk wird viele positive Effekte auf Heide und die Region haben“, sagte Carlsson unserer Redaktion wenige Tage vor dem offiziellen Baubeginn. „Heide hat man für eine große industrielle Ansiedlung vielleicht nicht auf Anhieb im Blick“, kommentierte Carlsson. „Aber wenn man nach erneuerbarer Energie sucht, es um die Verfügbarkeit von Talenten geht, und einer großen Bereitschaft in der Region, uns aufzunehmen, dann ist Heide der perfekte Ort.“
Am kommenden Montag wird in Heide feierlich mit dem Bau der sogenannten „Gigafabrik“ des 2017 gegründeten Unternehmens begonnen. Die Anlage soll eine Kapazität von 60 Gigawattstunden im Jahr haben, genug für etwa eine Million Elektroautos. Das Investitionsvolumen des Werks „Northvolt Drei“ beträgt in etwa 4,5 Milliarden Euro. Mit etwa 900 Millionen Euro stützen Bund und Land den Bau. In dem Werk sollen rund 3000 Menschen beschäftigt sein. Ab 2026 soll dort mit der Produktion von Batteriezellen begonnen werden.
Carlsson hält den Automobilstandort Deutschland trotz der chinesischen Konkurrenz bei Elektroautos und gegenwärtigen Absatzproblemen für nachhaltig attraktiv. „Die Bereitschaft, neue Elektroautos zu kaufen, mag derzeit etwa gedämpft worden sein. Aber der Megatrend, dass der Transport elektrifiziert wird, wirkt so stark wie immer, weil der elektrische Motor einfach so viel effizienter als der Verbrenner ist“, sagte Carlsson im Gespräch mit unserer Redaktion. „Auf der Wachstumskurve wird es immer Aufs und Abs geben, es wird bisweilen eine Achterfahrt sein.“
Um Northvolts Produktion wettbewerbsfähig vor allem im Hinblick auf die chinesischen Konkurrenten zu machen, hält der Northvolt-Chef weitere Milliardeninvestitionen für notwendig. „Wir werden eine Kapazität von etwa 250 Gigawattstunden im Jahr brauchen, um wettbewerbsfähig zu sein“, sagte er weiter. „Um diese Kapazität zu erreichen, sind Investitionen in Höhe von etwa 20 bis 25 Milliarden Dollar notwendig.“
Northvolt hat in seinem Werk in Skellefteå in Nordschweden bereits 2021 mit der Batteriezellenfertigung begonnen und weitere Standorte für die Produktion, aber auch für Forschung und Entwicklung eröffnet, etwa in Danzig in Polen („Northvolt Zwa“). Ein weiteres Werk soll nahe Montréal in Kanada entstehen („Northvolt Six“). Northvolt hat ein Auftragsvolumen in Höhe von etwa 55 Milliarden Dollar in den Büchern und Kapital in Höhe von etwa 13 Milliarden Dollar zur Verfügung. Erst Anfang des Jahres hatte das Unternehmen über eine grüne Anleihe fünf Milliarden Dollar aufgenommen.
Bei der Batterietechnologie setzt Carlsson auf eine Fortentwicklung der Natriumbatterie. „Wir haben beweisen können, dass die Natriumbatterie fast die Leistung erbringt wie die Lithium-Ionen-Batterien“, sagte Carlsson. „Wir wollen Batteriespeicher auf Natriumbasis als Piloten binnen der nächsten zwölf Monate entwickeln. Und dann wollen wir die Produktion innerhalb von zwei Jahren skalieren“, verkündete Carlsson.
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