Galeria Karstadt Kaufhof Letzte Hoffnung: Bernd Beetz

Der neue Eigner Bernd Beetz glaubt an die Zukunft von Galeria. Quelle: REUTERS

Die beiden neuen Galeria-Eigentümer müssen reichlich Überzeugungsarbeit leisten. Während Richard Baker im Warenhausunternehmen kritisch gesehen wird, ruhen die Hoffnungen jetzt auf dem Handelsmanager Bernd Beetz.

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Noch ist unklar, welche der 92 Galeria-Standorte in den nächsten Monaten geschlossen werden. Doch zumindest die Mitarbeiter der Mannheimer Filiale müssen sich wohl nicht allzu große Sorgen machen: Der neue Galeria-Käufer Bernd Beetz ist eng mit der Stadt verbunden. Der 73-jährige gebürtige Mannheimer studierte in seiner Heimatstadt Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Konsumgüter und Marketing und ist Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim.

Gemeinsam mit der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners des Geschäftsmanns Richard Baker will Beetz Galeria nun übernehmen und sanieren. „Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus“, sagte Beetz bei der Vorstellung der Pläne in der Essener Hauptverwaltung von Galeria am Mittwoch. „Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen“, kommentierte Beetz. Er wisse aber auch, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, räumte er ein und bezog sich damit auf Fragen zu dem früheren Warenhausengagement seines Geschäftspartners Baker.

Baker war über sein Unternehmen Hudson’s Bay Company schon einmal Eigentümer von Kaufhof. Es war eine Phase, die Galeria-intern inzwischen als „Anfang vom Ende“ beschrieben wird und viel Vertrauen gekostet hat. Nun ruhen die Hoffnungen vor allem auf Beetz, der betont, dass er mit Baker „freundschaftlich verbunden“ sei. Die beiden Family Offices würden auf Augenhöhe und „Schulter an Schulter“ agieren.

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von Henryk Hielscher

„Alle Schiffe müssen profitabel sein“

Dabei gebe es aber eine klare Rollenverteilung. Während sich die Baker-Fraktion primär um Immobilienthemen kümmern werde, will sich Beetz aktiv ins operative Geschäft einbringen. Im Einzelhandel kennt er sich schließlich aus.

Über viele Jahre sammelte Beetz Erfahrung im Luxus- und Konsumgütersegment. Bis 2012 leitete er elf Jahre lang den US-Kosmetikkonzern Coty, der Parfümmarken wie Adidas, Calvin Klein und Joop im Portfolio hat. Unter seiner Führung stieg Cotys Umsatz von 1,3 auf 4,7 Milliarden Dollar.

Zuvor war er beim französischen Luxusunternehmen LVMH für die Marke Christian Dior verantwortlich, davor zwei Jahrzehnte in unterschiedlichen Positionen beim US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Von 2018 bis 2019 war er zudem Aufsichtsratschef von Kaufhof.

Beetz will nun über seine private Vermögensverwaltungsgesellschaft BB Kapital bei Galeria investieren. Zu den bisherigen Beteiligungen gehören demnach Unternehmen aus den Bereichen Mode, Getränke und Feinkost, Accessoires, Parfüm, Kosmetik sowie Immobilen und Sport. Und demnächst Warenhäuser – und damit ein Handelssektor, der seit Jahrzehnten gegen den Niedergang kämpft.

Warum es diesmal trotzdem funktionieren soll? Beetz nennt vier Punkte: Erstens habe Galerias Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus in den vergangenen Monaten die Grundlagen für eine neue, mittelständische Struktur von Galeria geschaffen. Zweitens würde nun mit den Vermietern über „vernünftige, marktgerechte Mieten“ verhandelt. Drittens gebe es auf der Eigentümerseite – und damit anders als in der Vergangenheit – keine Ablenkungen mehr. „Wir konzentrieren uns auf die Operations“, verkündete Beetz. Viertens würde man die ganze Unternehmung in den Prozess einbringen, „es geht nur gemeinsam“.

Mit dem bisherigen Management wolle man dabei weiter zusammenarbeiten. Olivier Van den Bossche sei ein „CEO der Extraklasse“, sagte Beetz. Er betonte aber auch: Galeria „wird geführt von mir und Olivier.“ Was das konkret heißt, wird sich wohl noch zeigen.

Die Arbeitnehmervertreter zeigten sich indes erleichtert über den Einstieg der Investoren. „Nun ist es wichtig, dass wir den vom Gläubigerausschuss bestimmten, neuen Eigentümer begrüßen dürfen, der sich ganz auf das Geschäftsmodell Warenhaus konzentriert“, teilt der Gesamtbetriebsrat des Konzerns mit. Es sei aber auch klar, dass es „erneut zu harten Einschnitten kommen wird“.

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So soll die Zentrale in Essen, die noch für einen deutlich größeren Konzern ausgelegt war, an die kleinere Dimension angepasst werden. Rund 450 Stellen sollen dort gestrichen werden. Wie viele Arbeitsplätze in den Filialen wegfallen, hängt von den Verhandlungen mit den Vermietern ab. Mehr als 70 sollen es sein. Aber: „Alle Schiffe müssen profitabel sein“, sagte Beetz. Er werde nicht zulassen, „dass ein Boot mit Leck die ganze Flotte versenkt“.

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