Die vielleicht letzte große Hürde vor dem Zusammenschluss ist genommen: Kaufhof und Karstadt können ihr Geschäft zusammenlegen. Doch dann beginnt die eigentliche Arbeit, mahnen Unternehmenskenner. Einfach wird es nicht.
Die Fusion wird die Warenhausketten über Jahre beschäftigen, erwartet der frühere Kaufhof-Chef Lovro Mandac. „Das wird ein riesiges Stück Arbeit. Einen solchen Zusammenschluss zweier großer Handelshäuser zu vollziehen, dauert fünf bis sieben Jahre“, sagte Mandac der WirtschaftsWoche.
„Langfristig entscheidend ist, dass die Mitarbeiter mitgenommen und motiviert werden“, sagte Mandac. „Wenn zwei Unternehmen zusammengehen, die mehr als 130 Jahre lang Konkurrenten waren, kann daraus nicht auf einen Schlag ein gut funktionierendes Team werden. Auf Dauer muss genau das aber gelingen.“
Erschwert werde der Zusammenschluss durch die wirtschaftliche Lage beider Unternehmen. So habe Karstadt „zuletzt zwar einen Gewinn ausgewiesen, aber für mich sieht das eher nach Kosmetik aus, als nach einer nachhaltigen Wende im Geschäft.“
Trotz erster Sanierungserfolge sei Karstadt „noch nicht über den Berg“. Auch der Fusionspartner Kaufhof schrieb unter der kanadische Hudson's Bay Company (HBC) zuletzt Verluste. „Bei Kaufhof waren die letzten Jahre verlorene Jahre, es wurden viele Fehler gemacht“, sagte Mandac dazu.
Kaufhof-Aufsichtsrat: „Personalabbau löst keines der Probleme“
Unterdessen wird Kritik an möglichen Stellenstreichungen im Zuge der Fusion laut. „Personalabbau löst keines der Probleme“ der Warenhäuser, sagte Bernhard Franke, der für die Gewerkschaft Verdi im Kaufhof-Aufsichtsrat sitzt, gegenüber der WirtschaftsWoche. Über eine Fusion lediglich die Kosten zu senken, „bringt noch keine Kunden zurück ins Warenhaus“, so Franke. „Eine Fusion stillt vielleicht kurz die Blutung, aber heilt nicht die Wunde“, sagte er dem Magazin.
Ein Medienbericht über tausende Jobs, die angeblich im Zuge der Fusion abgebaut werden sollen, hatte zuvor für starke Unruhe unter den Beschäftigten gesorgt. In einem internen Schreiben an die Kaufhof-Mitarbeiter, das der WirtschaftsWoche vorliegt, äußert Gesamtbetriebsratschef Uwe Hoepfel „größtes Unverständnis, wie respektlos hier mit der Psyche unserer Kolleginnen und Kollegen umgegangen wird und Verlustängste geschürt werden“.
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die beteiligten Banken einer Fusion der zwei traditionsreichen Warenhausketten zugestimmt haben. In der kommenden Woche soll der Vertrag zwischen dem Karstadt-Eigentümer, der österreichischen Signa-Gruppe von René Benko, und der Kaufhof-Mutter HBC, unterzeichnet werden. Damit könnte der zweitgrößte Warenhauskonzern in Europa entstehen – nach dem spanischen Unternehmen El Corte Inglés.