Die beiden letzten großen deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof schließen sich zusammen. Der österreichische Karstadt-Eigner und Immobilien-Investor Rene Benko und der nordamerikanische Kaufhof-Eigner HBC haben sich auf eine Zusammenlegung der beiden Ketten verständigt. Die Verträge sollen bereits unterzeichnet sein.
Offiziell ist von einer „Fusion unter Gleichen“ die Rede. Doch wird Karstadt-Chef Stephan Fanderl die Leitung des Warenhaus-Konzerns übernehmen. Und auch die Mehrheit der Anteile am neuen Unternehmen liegt künftig bei der Signa-Holding des Karstadt-Eigentümers René Benko: Signa erhält 50,01 Prozent, HBC 49,99 Prozent. Nach dem geplanten Zusammenschluss erhalten die beiden Warenhausketten nach Informationen der WirtschaftsWoche von ihren Eigentümern eine Bargeldspritze in Höhe von 400 Millionen Euro.
Finanzspritzen sind auch dringen nötig. Beide Warenhäuser haben bislang wenig überzeugende Zahlen. Besonders kritisch ist die Situation zurzeit bei Kaufhof. Die Kölner kämpfen seit der Übernahme durch HBC Ende 2015 mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen. Karstadt hat nach einer harten Sanierung unter der Führung Fanderls gerade erst die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft.
Die Fusion und die damit einhergehende Bündelung von Einkaufsmacht dürfte es Kaufhof und Karstadt ermöglichen, bessere Konditionen von den Lieferanten zu bekommen. Außerdem könnten nach Einschätzung von Branchenkennern in der Verwaltung, Datenverarbeitung und Logistik beträchtliche Summen gespart werden.
Ganz einfach dürfte die Fusion nicht werden. Sie werde die Warenhausketten über Jahre beschäftigen, erwartet der frühere Kaufhof-Chef Lovro Mandac. „Das wird ein riesiges Stück Arbeit. Einen solchen Zusammenschluss zweier großer Handelshäuser zu vollziehen, dauert fünf bis sieben Jahre“, sagte Mandac der WirtschaftsWoche.
Offen ließen die Warenhausketten zunächst, ob im Zuge der Fusion auch Filialschließungen geplant sind. Auch zu einem möglichen Stellenabbau gab es keine Angaben. Der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl hat den Erhalt aller 32.000 Arbeitsplätze und aller Standorte beim Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof gefordert. „Die Fusion darf nicht zu Lasten der Arbeitnehmer gehen“, verlangte der Arbeitnehmervertreter am Dienstag. Ziel müsse Wachstum statt Restrukturierung sein und Arbeitsplatzerhalt statt Arbeitsplatzvernichtung. Ettl verwies darauf, dass gerade die Beschäftigten von Karstadt Sicherheiten und eine positive Perspektive verdient hätten. Seit vielen Jahren verzichteten sie für den Erhalt von Karstadt auf Teile ihres Tarifgehalts.
Ein Wort mitzureden haben die Wettbewerbshüter. Kartellamtspräsident Andreas Mundt kündigte bereits an, die Fusionspläne auf jeden Fall genau unter die Lupe zu nehmen: „Wir stellen uns auf ein extrem umfangreiches und aufwendiges Verfahren ein.“ Es müssten sowohl die Folgen für die Kunden als auch für die Lieferanten geprüft werden. Dabei müsse man nicht nur den stationären Handel berücksichtigen, sondern auch den Online-Handel. „Wir hatten bisher noch keinen Fall, in dem wir uns in diesem Umfang mit diesen Fragen auseinandersetzen mussten“, sagte Mundt.
Die Gewerkschaft Verdi hatte schon beim Bekanntwerden der Fusionsgespräche betont, dass für sie im Fall eines Zusammenschlusses drei Themen im Vordergrund stünden: „die Tarifbindung, die Beschäftigungssicherung und die Standortsicherung“.