Werbesprech
Frau mit Facebook soziale Website Laptop. Auflösung und hohe Qualität schönes Foto *** Woman with Facebook social Website Laptop Resolution and high Quality Beautiful Photo Copyright: imageBROKER/OleksandrxLatkun ibxole08512374.jpg Bitte beachten Sie die gesetzlichen Bestimmungen des deutschen Urheberrechtes hinsichtlich der Namensnennung des Fotografen im direkten Umfeld der Veröffentlichung! Quelle: imago images

Milliarden-Betrug im Online-Werbesumpf

Online-Werbebetrug nimmt stark zu. Der deutsche Markt ist davon gravierend betroffen. Es geht hierzulande um den Verlust von zwei bis vier Milliarden Euro. Und kein Werbekunde greift ein. Eine Kolumne.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Als Chief Marketing Officer ist man verantwortlich für jede Menge Marketing-, Werbe- und Mediagelder. Versucht jemand, substanzielle Teile davon zu entwenden, setzt man alles in Bewegung, um den Raub zu verhindern. Es sei denn, es handelt sich um Budgetmittel für digitale Werbung. Dann schließen die Verantwortlichen Ohren und Augen und lassen den Diebstahl kommentarlos zu. Sie greifen nicht ein. Das glauben Sie nicht? Lesen Sie weiter.

Ein relativ neues Phänomen in der digitalen Werbelandschaft sind „Made for Advertising“-Seiten. Adzine schreibt: „Made-for-Advertising-Websites (MFA) können für Werbetreibende zum Albtraum werden. Dabei handelt es sich um Webseiten mit fragwürdigem Content und unzähligen Werbeanzeigen, die möglichst viele Einnahmen generieren sollen. Seitenbetreiber kaufen ihre Website-Besuche selbst günstig ein und verdienen, indem sie ihren Traffic teurer weiterverkaufen.“ Das nennt man normalerweise Betrug.

Laut IAS (Integral Ad Science), einem US-Mess- und Analysedienstleister, machen MFA-Websites weltweit bereits 21 Prozent der Impressionen und 15 Prozent der Werbeausgaben aus. IAS bezieht sich dabei auf eine aktuelle Studie der Association of National Advertisers (ANA). 15 Prozent der deutschen Online-Werbeausgaben sind 800 Millionen Euro, die deutschen Unternehmen auf diese Weise entwendet werden.

Die Betrugsfälle im Einzelhandel haben im vergangenen Jahr stark zugenommen. Betroffene Kunden verlieren dabei im Schnitt 810 Euro – Unternehmen mehr als zwei Millionen Euro.
von Jannik Deters

Deutscher Markt stark von Ad Fraud betroffen

Geradezu gebetsmühlenartig wird behauptet, der deutsche Markt wäre von solchen Ad Fraud-Angriffen nicht oder kaum betroffen. Doch inzwischen gibt es hierzulande Experten, die ausreichende Erkenntnisse und eine herausragende Kompetenz besitzen, um uns ein gänzlich anderes, erschreckendes Bild unserer Online-Werbewelt vorzuhalten.

Oliver Kampmeier, Marketing Manager von Fraud0, ein Spezialist für die Analyse von Webtraffic, spricht bei Adzine von einem „besorgniserregenden Bild“, das sich mit Blick auf MFA für den deutschen Markt abzeichnet. Dabei können die hauseigenen Daten nicht einmal das ganze Ausmaß erfassen. „Unsere Einblicke beschränken sich auf einen „slice of the universe“, da wir lediglich die Aktivitäten innerhalb unseres Kundenstamms präzise erfassen können“. Zudem wird es zunehmend schwer, MFA-Seiten von normalen Websites zu unterscheiden. „MFA-Websites haben ihre Methoden zur Verschleierung der übermäßigen Anzeigenanzahl und des Betrugs verfeinert. Sie sind besonders ausgeklügelt und lösen teilweise keine verdächtigen Verhaltensweisen aus“, so Oliver Kampmeier weiter.

Es sieht also doch so aus, als hätten wir in Deutschland ein ebenso großes Problem wie in jedem anderen Land der Welt. Offenbar machen die Online-Betrüger doch nicht Halt an der deutschen (Internet-)Grenze.

Besonders dreist: der Fall „Forbes“

Für einen besonders dreisten Fall ist man beim Wirtschaftsmagazin „Forbes“ verantwortlich. Dort wurden offenbar jahrelang Werbekunden auf eine Clickbait-Seite umgeleitet und so um Werbegelder betrogen. „Der Spiegel“: „Werbung, die auf der angesehenen Website von „Forbes“ stehen sollte, wurde stattdessen auf einer Ramschseite ausgeliefert. Der Vorfall steht für ein größeres Problem in der Medienbranche.“

Die Werbung ist endgültig im Mittelmaß gelandet. Ikonische Werbung ist nicht mal mehr die Ausnahme, sondern gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Der Grund wird Agentur-CEOs nicht gefallen. Eine Kolumne.
von Thomas Koch

Böses Erwachen für Anzeigenkunden, die davon ausgingen, ihre Werbung würde auf der Website des renommierten „Forbes“-Magazins Forbes.com erscheinen: Stattdessen poppte sie auf einer Unterseite auf, die man getrost als Clickbait bezeichnen kann. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, soll unter der Adresse www3.forbes.com unter anderem ein Artikel in eine 34-teilige Bilderstrecke verwandelt worden sein, in deren Verlauf die Leserinnen und Leser mit 150 Anzeigen konfrontiert wurden.

Seit Jahren kämpft die Onlinewerbeindustrie damit, dass Anzeigen an anderer Stelle ausgespielt werden, als es den zahlenden Werbekunden versprochen wurde. Auch für Onlinemedien ist dies ein Problem: Schließlich fließen auf diese Weise Umsätze, die für hochwertige journalistische Angebote gedacht sind, in die Taschen von Betrügern und zwielichtigen Anbietern. Das Ganze ist eine Begleiterscheinung der sogenannten programmatischen Werbung.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%