Chemie Lanxess verabschiedet sich vom Kunststoffgeschäft

Matthias Zachert ist CEO der Lanxess AG. Quelle: imago images

Lanxess treibt den Verkauf seines Polyurethan-Geschäfts voran und setzt stattdessen auf die Spezialchemie. Das macht den Konzern unabhängiger von der schwächelnden Autoindustrie.

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Der Chemiekonzern Lanxess war lange für die Herstellung von Kautschuk und Kunststoff bekannt – damit soll nun Schluss sein. Lanxess-CEO Matthias Zachert hat das Portfolio des Chemiekonzerns in den vergangenen Jahren konsequent umgebaut – weg vom Kunststoffgeschäft, hin zur Spezialchemie.

Inzwischen ist im Lanxess-Portfolio nur noch ein Polymergeschäft übrig: Die Polyurethan-Einheit, die hochverschleißfestes Plastik produziert, das in der Bauindustrie, Metallverarbeitung oder auch in Achterbahnrädern eingesetzt wird.

Doch auch diesen Bereich will Lanxess loswerden. „Wir streben an, die Umsetzung 2024 verkünden zu können“, sagte Lanxess-CEO Matthias Zachert am Donnerstag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Das Unternehmen ebnet damit den Weg für den endgültigen Ausstieg aus dem Kunststoffgeschäft.

Lanxess habe eine starke weltweite Nachfrage erfahren, berichtete Zachert. „So stark, dass wir in der gegenwärtigen Phase erstmal sondieren müssen.“ Lanxess gehe nun gezielt auf die besten strategischen Partner zu. Von der potentiellen Transaktion betroffen sind 400 Mitarbeitende an sechs Produktionsstandorten weltweit.

Mit dem Abschied vom Kunststoffgeschäft will Zachert das Unternehmen für die Zukunft unabhängiger von Konjunkturschwankungen aufstellen. Der Konzern hat vor allem die Autoindustrie mit Kunststoffen versorgt. Die schwachen Verkaufszahlen der Branche stellten das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder vor Probleme.

Rote Zahlen

Investiert hat das Chemieunternehmen zuletzt vor allem in Aroma- und Duftstoffe, Materialschutz und Desinfektionsmittel sowie in Spezialzusätze und erhofft sich davon eine höhere Profitabilität. Durch die Zukäufe soll Lanxess künftig von verbrauchernahen und weniger zyklischen Märkten profitieren.

Mit dem Verkauf der Polymer-Einheit soll die Portfoliotransformation im Laufe des Jahres abgeschlossen werden. „Wir haben nun unser Portfolio gefunden und sind in der Spezialchemie angekommen“, kommentierte Zachert. Größere Transaktionen stünden vorerst nicht mehr an, stattdessen wolle Lanxess das Geschäftsjahr 2024 nutzen, um sein Geschäftsmodell zu schärfen.

Wie die gesamte Branche belasteten Lanxess im vergangenen Jahr hohe Energiekosten und die schwache Konjunktur. Insbesondere die schwache Nachfrage in der Bauindustrie machte dem Konzern zu schaffen. Ein solches Krisenjahr hat die deutsche Chemie und haben auch wir bei Lanxess noch nicht erlebt“, erklärte Zachert. „Aber wir tun alles dafür, um möglichst stabil durch diese Phase zu kommen und bestmöglich aufgestellt zu sein, wenn die Zeiten wieder besser werden.“

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 sank der Konzernumsatz von gut acht Milliarden auf noch 6,7 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um fast die Hälfte auf gut 500 Millionen Euro zurück. Im Vorjahr waren es noch 930 Millionen Euro.

Hohe Abschreibungen

Wie bereits im vergangenen Monat angekündigt muss Lanxess Sonderbelastungen von mehr als einer halben Milliarde Euro verkraften. Im Zuge von Zukäufen in den Sparten Flavors & Fragrances und Polymer Additives aufgebaute Firmenwerte mussten um 413 Millionen Euro reduziert werden, nachdem die Nachfrage in diesen Bereichen im vergangenen und im laufenden Jahr schwächer als erwartet ausgefallen war.

Dazu kamen Abschreibungen auf den Wert des Kunststoff-Gemeinschaftsunternehmens Envalior, an dem Lanxess 40,9 Prozent der Anteile hält. In das Joint Venture mit dem Finanzinvestor Advent hat Lanxess im Frühjahr 2023 ein Großteil seines Geschäfts mit Hochleistungskunststoffen ausgegliedert.

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Auf die anhaltende Konjunkturkrise hat Lanxess bereits im Oktober mit einem Sparprogramm reagiert. Insgesamt sollen die Kosten pro Jahr um 150 Millionen Euro gesenkt werden. Konzernweit werden 870 der 13.000 Stellen wegfallen, davon 460 in Deutschland. Ein Großteil des Jobabbaus ist laut Lanxess bereits abgeschlossen.

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