Pharma Das Geschäft mit den Abnehmspritzen wird jetzt noch fetter

Wegovy von Novo Nordisk und Zepbound von Eli Lilly Quelle: imago images

Das Präparat Wegovy des dänischen Herstellers Novo Nordisk hat einen weltweiten Boom ausgelöst. Nun formiert sich die Konkurrenz. Konkurrent Eli Lilly hat in den USA jetzt eine Zulassung erhalten.

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Kein Wirkstoff war in den vergangenen Jahren so erfolgreich wie Semaglutid. Die Substanz wirkt unter dem Markennamen „Ozempic“ gegen Diabetes und, in leicht veränderter Form, als „Wegovy“  gegen Übergewicht. Beide Präparate sind auch in Deutschland erhältlich.  Besonders Wegovy fand  reißenden Absatz – nachdem Promis wie Elon Musk die Spritze öffentlich priesen und ihre Erfolge im Kampf mit den Kilos posteten. Der Wunder-Wirkstoff katapultierte den Aktienkurs des dänischen Herstellers Novo Nordisk nach oben, ließ Umsatz und Gewinn in nie erreichte Höhen abheben.

Nun formiert sich Konkurrenz gegen das Erfolgs-Präparat. Die ersten Hersteller von preisgünstigen Nachahmerpräparaten (Generika) machen bereits mobil. Nach Angaben des Münchner Pharmadaten-Spezialisten Qyobo haben weltweit bereits 21 Unternehmen den Wirkstoff Semaglutid aufgekauft, um Generika zu entwickeln. Viele der Unternehmen stammen aus Indien. Ein Marktstart der Konkurrenz wird wohl allerdings erst in einigen Jahren möglich sein, wenn das Patent für Semaglutid ausläuft. Die Gelegenheit ist günstig: Denn die Preise für Semaglutid sind zuletzt gefallen, weil immer mehr Hersteller, insbesondere aus China und Indien, den Wirkstoff produzieren.

Ein Fünftel weniger auf der Waage 

Gleichzeitig betritt nun ein weiterer Wettbewerber die Bühne: In den USA hat die Gesundheitsbehörde FDA vor wenigen Tagen  die Abnehmspritze Zepbound des US-Herstellers Eli Lilly zugelassen. Das Mittel beruht auf dem Wirkstoff Tirzepatid und war bislang lediglich  als Diabetesmittel freigegeben. Die Markteinführung für Zepbound in Europa und Deutschland ist im kommenden Jahr geplant.



Die Analysten des britischen Pharma-Marktforschers Global Data halten Zepbound von Lilly bereits für einen „Gamechanger“. Laut einer Studie haben Patienten, die Zepbound über 72 Wochen einnahmen, 22,5 Prozent ihres Gewichtes verloren. Beim Konkurrenzpräparat von Novo Nordisk liegen die entsprechenden Daten etwas darunter. Noch allerdings halten die Dänen einen Vorsprung vor Eli Lilly. Für 2031 erwartet Global Data einen Zepbound-Umsatz von 4,1 Milliarden Dollar, während Wegovy von Novo Nordisk 8,1 Milliarden Dollar erreichen soll.

Auch Boehringer Ingelheim mischt mit

Weitere Konkurrenten bringen sich bereits in Stellung. Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca arbeitet an einer täglich einzunehmenden Pille gegen Übergewicht. Zu den Verfolgern zählt auch das rheinland-pfälzische Familienunternehmen Boehringer Ingelheim: Das Mittel Survodutide befindet sich in der letzten Entwicklungsphase. Bei den Probanden zeigte sich eine Gewichtsabnahme von 19 Prozent nach 46 Wochen Behandlung.

Schneller schlau: Adipositas

Sowohl Lilly als auch Novo Nordisk betonen, dass ihre Mittel für Menschen mit starkem Übergewicht zugelassen sind. Als Lifestyle-Präparat für Menschen, die wenige Kilos zu viel haben, sind sie nicht gedacht. Zahlen müssen die Patientinnen und Patienten in der Regel selbst. In den USA soll eine Monatsration des Lilly-Medikaments gut 1000 Dollar kosten, während Novo Nordisk bis zu 1300 Dollar für seine Spritze verlangt. In Deutschland  ist Wegovy günstiger. Der Preis für die Höchstdosis beträgt gut 300 Euro. Aufgrund der weltweit hohen Nachfrage, sind die Spritzen allerdings häufig schwer zu bekommen.

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Für die neuen Abnehm- und Diabetespräparate erwarten manche Analysten bereits ein jährliches Marktvolumen von bis zu 100 Milliarden Dollar - und entsprechend steigende Aktienkurse bei den Herstellern. Doch während der Medikamenten-Absatz boomt, haben einige Anbieter aus der Lebensmittelbranche das Nachsehen. So berichtete ein Manager der US-Einzelhandelskette Walmart, dass Kunden, die sich die Abnehmpräparate spritzen, seltener zu den Kalorienbomben in den Regalen greifen. Experten der Bank Barclays gehen zudem davon aus, dass die neuen Medikamente die Nachfrage bei Anbietern von Snacks wie Chips und Fast-Food-Ketten drücken könnten.

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