Karriereleiter
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Ein Teammitglied wird schwer krank: Was soll ich sagen?

Persönliche Botschaften im Job sind jenseits der Arbeitsprozesse besonders knifflig. Erkrankt jemand schwer, überfordert das viele. Was ist angemessen, was wirkt womöglich übergriffig? Hier sind fünf Tipps. Eine Kolumne.

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Ein Abteilungsleiter sagte mir kürzlich am Rande eines meiner Coachings: Eine seiner Mitarbeiterinnen sei von ihrer Frauenärztin mit einem „Arbeitsverbot“ belegt worden – also einer mehrmonatigen Krankschreibung, weil der Mitarbeiterin ihre Schwangerschaft ungewöhnlich schwer zu schaffen machte.

Der Abteilungsleiter war nun verunsichert: Genau genommen gehen ihn die Gründe für eine Krankschreibung nichts an. Andererseits sorge er sich um die Gesundheit seiner Mitarbeitenden. Wieder andererseits stehen er und seine Mitarbeiterin einander persönlich nicht sonderlich nahe. Nachfragen oder Solidaritätsbekundungen hätten hier sehr freundlich, aber eben auch anmaßend wirken können.

Wo liegt da der angemessene Weg in der Kommunikation?

Die Befürchtung meines Klienten: Wenn ich nachfrage, wie es geht, und dann geht es schlechter als erhofft – ich wüsste nicht, wie ich darauf reagieren soll. Was würde die Frau von mir erwarten? Was würde sie stören? Wo verläuft die Linie zwischen persönlichem Beistand und dem arbeitsvertraglich kühl definierten Rollenverhältnis zum Schutze der Arbeitnehmerinteressen im Krankheitsfall?

Tipp 1: Machen Sie die Botschaften der Betroffenen zum Maßstab

Details zu Krankheiten machen Betroffene im Job womöglich zusätzlich verwundbar, etwa, wenn es um die Frage geht: Wie steht es künftig um die berufliche Leistungsfähigkeit der oder des Betroffenen? Das hemmt völlig nachvollziehbar die Offenheit der Kranken.

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von Sebastian Schug

Lassen Sie die Dosierung der Details die Erkrankten selbst entscheiden und achten Sie auf deren Botschaften. Wer sagt: „Mich hat es gesundheitlich ziemlich erwischt und ich falle leider für ein paar Wochen aus“, signalisiert auch, dass Details erst einmal nicht die Rolle spielen sollen. „Darf ich fragen, was du hast?“ wirkt hier anmaßend.

Ich kenne aber auch Leute, die sitzen im Großraum und erzählen: „Ich war bei der Magenspiegelung. Toll, ich habe echt alles. Schleimhautentzündung, irgendwelche Polypen, Magengeschwür. Muss jetzt Tabletten schlucken und demnächst unters Messer.“

Dies ist natürlich eine Einladung zu Solidaritätsbekundungen und Nachfragen.

Tipp 2: Schildern Sie Ihre Unsicherheit

Sag, was gerade in dir vorgeht. Diese Methode hilft ganz oft, um Momente der kommunikativen Hilflosigkeit aufzulösen. „Ich würde dir gerne irgendwie beistehen. Aber ich weiß nicht, was du da angenehm findest. Wenn du möchtest, sage mir gerne, was du von dir erzählen möchtest, und sag mir auch gerne, ob dich meine Nachfragen eher nerven würden.“

Dies ist eine direkte Bitte Ihrerseits um Hilfestellung an die erkrankte Person. Nun hat der oder die Erkrankte die Möglichkeit, darauf auf eigene Weise zu reagieren. Vielleicht auch mit Schweigen. Isolierte Hinweise wie „Melde dich einfach. Ich habe immer ein offenes Ohr“ allerdings klingen wie: „Heule dich gerne bei mir aus.“

Fragen Sie besser außerdem, ob es okay ist, wenn Sie sich von Zeit zu Zeit melden.

Tipp 3: Bieten Sie Ihre Unterstützung als Arbeitgeber an

„Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um gesund zu werden.“ Stellen Sie im Zweifel klar, dass zu schweren und langwierigen Erkrankungen wie Krebs oder psychischen Störungen nicht auch noch die Angst um die Karriere mitzuschwingen braucht.

Machen Sie dem Betroffen und auch dem ganzen Team deutlich, dass eine Krankheit kein Makel ist. Das ist letztendlich eine Frage der Unternehmenskultur. Die zu prägen, ist eine Aufgabe, die schon in Angriff genommen werden sollte, bevor Kolleginnen oder Kollegen schwer erkranken. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass das Unternehmen, für das man arbeitet, einen unterstützen würde, wenn es darum geht, den Umgang mit der eigenen Erkrankung im Team zu meistern.



Tipp 4: Zeigen Sie einfach: Wir denken an dich

Ich weiß nicht, was ich Kluges sagen soll./Ich will nicht nerven./Ich will nicht der Hundertste mit telefonischen Genesungswünschen sein.

Wenn Sie Beistand signalisieren wollen, ohne zu stören, dann ist einer der Klassiker immer noch ein guter Weg: eine Karte mit Genesungswünschen – vielleicht sogar unterschrieben von allen im Team, mit ein paar persönlichen Worten. Dies entlastet die Erkrankten vom Druck, direkt reagieren zu müssen. Und sie spüren dennoch: Ich bin denen wichtig.

Tipp 5: Ersparen Sie dem Kranken das „Kenne ich auch“

„Meine Tante hatte auch mal Krebs.“
„Ich hatte auch mal so was Ähnliches wie Depressionen.“
„Darmverschluss? Oh, da habe ich mal einen interessanten Artikel zu gelesen. Ich schicke dir mal den Link.“
Der vermeintliche Beistand durch „Hatte ich auch mal“ scheint so weit verbreitet, dass dazu schon Parodien auf Instagram kursieren. Tenor: Du bist krank? Du Ärmste! Hatte ich auch mal. Und zwar…

So sympathisch es ist, rhetorisch Gemeinsamkeiten herauszustellen, um Nähe zu erzeugen: Die Betroffenen haben meines Erachtens schon genügend mit ihrer eigenen Erkrankung zu tun und werden im Zweifel bereits eine Menge Zeit und Nerven aufgewendet haben, um sich zu informieren und eine eigene Haltung dazu zu entwickeln.

Fragen Sie lieber, ob der oder die Betroffene von sich erzählen möchte. Und machen Sie klar: „Du kannst gerne nein sagen. Könnte ich total verstehen.“

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Unterm Strich: Die Gesunden sind meist die ohne genügend Einschätzungsvermögen dazu, wie es dem oder der schwer Erkrankten geht und welche Bedürfnisse sie hegen. Eigene Unsicherheit zu zeigen, statt schlaue Ratschläge zu erteilen, steht uns allen dann gut zu Gesicht. Lassen Sie die Erkrankten die Maßstäbe setzen. Und bieten Sie Unterstützung auf Abruf an – nicht ungebeten. Ein offener Umgang mit dem Thema Erkrankung im Team holt die Krankheit aus der Makel-Ecke und löst die kommunikativen Verkrampfungen.

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