Konflikt zwischen Israel und Iran Anleger sind klüger als Politiker

Weniger Erregbarkeit tut nicht nur Anlegern gut. Quelle: imago images

Trotz der Eskalation in Nahost bleibt es an den Märkten bisher erstaunlich ruhig. Schön wäre, wenn Politiker genauso besonnen reagieren würden wie Investoren. Ein Kommentar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Wer die Berichterstattung über die Finanzmärkte verfolgt, dürfte sich diese Woche verwundert die Augen gerieben haben: Nicht passierte – und alle schrieben darüber. Als Iran am vergangenen Wochenende mehr als 300 Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerte, starteten die Aktienmärkte am Montag nur mit einem leichten Minus in die neue Handelswoche. Vielen Tageszeitungen war das eine Meldung wert. Nun hat Israel offenbar zurückgeschlagen, und wieder bleibt die von vielen prophezeite Panikreaktion aus. Zwar gab der Dax, als am Freitag die Börse öffnete, leicht nach; Öl und Gold stiegen. Aber Panik sieht anders aus.

Aus den Kursen lässt sich eine gewisse Sorge über das weitere Eskalationspotenzial herauslesen. Insgesamt bleiben Investoren aber bisher erstaunlich besonnen. Das liegt womöglich daran, dass sie die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten schon antizipiert hatten. Oder dass die Konfliktparteien keine sonderlich relevanten Kapitalmarktteilnehmer sind. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass die Kurse vieler Aktien so weit gelaufen sind, dass eine Korrektur eher als Chance zum Nachkaufen betrachtet wird.

Worauf auch immer die ruhige Gemütslage von Anlegern zurückzuführen ist, Politiker könnten sich davon eine Scheibe abschneiden. Ein Flächenbrand im Nahen Osten, gar unter Beteiligung der USA, wäre eine Katastrophe. Er lässt sich aber nicht verhindern, indem die Eskalationsspirale weitergedreht wird. Nicht ohne Grund riefen Politiker aus der ganzen Welt Israels Regierung Anfang der Woche zur Besonnenheit auf. Wobei immer auch klar sein muss, dass Israel sowohl im Oktober als auch am vergangenen Wochenende das Opfer war und nicht der Aggressor.

von Max Haerder, Sonja Álvarez, Max Biederbeck, Rüdiger Kiani-Kreß, Christian Ramthun, Cordula Tutt, Lukas Zdrzalek

Anleger wissen: Gefühle sind keine guten Ratgeber. Angst, Selbstüberschätzung, verletzter Stolz – all das gehört im Sinne eines guten Ergebnisses zurückgedrängt. Schön wäre, wenn Politiker das auch schaffen würden.

Lesen Sie auch: Warum der Westen jetzt Netanjahu fürchtet und nicht die Mullahs

Dieser Beitrag entstammt dem WiWo-Newsletter Daily Punch. Der Newsletter liefert Ihnen den täglichen Kommentar aus der WiWo-Redaktion ins Postfach. Immer auf den Punkt, immer mit Punch. Außerdem im Punch: der Überblick über die fünf wichtigsten Themen des Tages. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%