Vermögensverwaltung So bringen Top-Fondsmanager Ihr Geld durch turbulente Zeiten

Welche Vermögensverwalter zuletzt erfolgreich waren, was sie jetzt empfehlen. Quelle: Illustration: Katharina Noemi Metschl

Kriegssorgen in Nahost, verfliegende Zinshoffnungen: An den Aktienmärkten kehrt die Unsicherheit ein. Einige Vermögensverwalter schaffen es in solchen Phasen dennoch, hübsche Renditen zu erzielen.

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Die Kursturbulenzen beim Bitcoin dürfte Stefan Riße mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen. Riße ist Kapitalmarktstratege bei Acatis, dem Fondshaus, an dessen Spitze Top-Geldmanager Hendrik Leber steht. Und mit dem Acatis Datini Valueflex investieren die Frankfurter über Zertifikate auch in die Kryptowährung. Mit Erfolg: Immer wieder mussten sie Anteile verkaufen, weil die starken Kursgewinne den Portfolioanteil ansonsten über die zulässige Schwelle von zehn Prozent gewuchtet hätten.

Der Fonds, den Riße managt, ist etwas für risikoaffine Anleger. Kursschwankungen gehören bei Kryptowährungen dazu. Oder wie Riße es formuliert: „Der Fonds ist wie ein Ferrari. Er macht Spaß, aber man spürt auch jede Bodenwelle.“ Die Anleger dürfte es nicht stören: In den vergangenen Jahren hat er Anlegern eine jährliche Rendite von rund 11,9 Prozent gebracht. Gute Aussichten für langfristig orientierte Anleger – und ein Grund, wieso der Acatis-Fonds im diesjährigen Vermögensverwalter-Ranking der WirtschaftsWoche auf Platz eins rangiert.

Einmal im Jahr kürt die WirtschaftsWoche in Zusammenarbeit mit dem Finanzberatungsunternehmen MMD Analyse & Advisory die besten Vermögensverwalter. Dabei geht es nicht nur darum, wer die höchste Rendite erwirtschaftet, sondern zum Beispiel auch, wie viel Schwankung der Fonds Anlegern zumutet. Am Mittwoch kamen einige der ausgezeichneten Vermögensverwalter in der Pegelbar im rheinländischen Neuss zusammen, um über erfolgreiche Anlagestrategien zu sprechen.

Im Bann der Zinspolitik

Zurzeit scheint es, als müssten sich Fondsmanager inmitten etlicher geopolitischer Krisen da wirklich was einfallen lassen. Die Turbulenzen in Nahost beunruhigen die Märkte, der Krieg in der Ukraine tobt weiter und auch ein Angriff Chinas auf Taiwan ist aus Sicht mancher Experten kein vollkommen abwegiges Szenario. Bloomberg Economics schätzt, dass eine Eskalation in Fernost zehn Billionen Dollar kosten könnte, das sind zehn Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts – und damit mehr als die Coronapandemie oder die Finanzkrise. Für die Vermögensverwalter jedenfalls ist klar: China bliebt uninvestierbar, wegen der politischen Risiken.

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von Niklas Hoyer

Wenn es nach Torsten Steinbrinker geht, dann schlägt ausgerechnet mit dem weltweiten Chaos nun die Gunst der Stunde für seine Zunft. Der Vorstand der Schweizerischen Vermögensverwaltung Reichmuth & Co. sagt, nicht ohne Eigeninteresse natürlich: „Jetzt ist die Zeit für aktiv gemanagte Fonds.“

Es ist ein Seitenhieb auf Indexfonds, kurz ETFs. Sie haben in den vergangenen Jahren einen regelechten Boom erlebt und sind damit zu einer starken Konkurrenz für klassische Vermögensverwalter geworden. Nicht nur weil sie deutlich günstiger sind als aktiv verwaltete Fonds, sondern auch weil sie darüber hinaus in der Breite deutlich besser abschnitten. Zumindest Steinbrinkers Vermögensverwaltung konnte im WirtschaftsWoche-Ranking überzeugen: Im -Ranking liegt sie auf dem zehnen Platz, mit 474 von 527 möglichen Punkten.

Abseits von Konflikten und Kriegen beschäftigt die Märkte vor allem eine Frage: Wann werden die Zinsen wieder sinken? Hohe Zinsen bremsen die Aktienentwicklung tendenziell, weil die Finanzierungskosten für Unternehmen anziehen und sie wegen steigender Anleiherenditen unter stärkerer Konkurrenz stehen.

Ende vergangenen Jahres hatten viele Marktteilnehmer noch gehofft, dass die US-Notenbank Fed in diesem Jahr schnell und in mehreren Schritten den Leitzins wieder senken wird. Doch nun verfliegt diese Hoffnung, weil sich die Inflation in den USA hartnäckiger erweist als gedacht. Manche Experten glauben mittlerweile gar, dass die Fed noch einmal die Zinsen nach oben drehen könnte.

Wo also geht die geldpolitische Reise hin? Frank Ringelstein von Ringelstein & Partner hält nichts von Spekulationen über das Zinsniveau. „Prognosen zur Zinsentwicklung sind Kaffeesatzleserei“, sagt der Vermögensverwalter aus Essen. „Kein Mensch weiß, wo die Zinsen stehen werden.“

Der wahre Grund für eine gute Performance

Ringelstein fährt auf Sicht, auf der Anleihenseite investiert er derzeit vor allem in kurzlaufende Bonds mit Laufzeiten von ein bis zwei Jahren. Hier sind für Anleger derzeit höhere Renditen drin als bei Anleihen mit längerer Laufzeit. Dieses Phänomen bezeichnen Profis als inverse Zinsstruktur.

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Auch Timo Sören Wesemann, Investmentmanager bei der Braunschweiger BRW Finanz AG, will sich vom Wirrwarr in der Geldpolitik nicht verrückt machen lassen. Obwohl er eine ganz andere Strategie verfolgt. „Wenn wir in einigen Jahren wieder hier sitzen, werden wir nicht darüber reden, ob es 2024 vier Leitzzinssenkungen gab oder nur zwei. Wichtig ist der langfristige Blick“, sagt Wesemann und ergänzt: „Ob wir eine gute Rendite einfahren, hängt allen voran von den Unternehmen ab, in die wir investieren.“

Schneller schlau: Diese Bilanzbegriffe sollten Sie kennen

Wesemann achtet bei der Auswahl der Titel vor allem auf gesunde Bilanzen. Ins Portfolio kommen zum Beispiel nur profitable Unternehmen mit ordentlichen Rücklagen. Weil sie beispielsweise für Investitionen auf eigene Mittel zurückgreifen können, sind sie in Zeiten höherer Zinsen auf keine teure Fremdfinanzierung angewiesen.

Das ist wohl ein Grund, weshalb die Vermögensverwaltung mit ihrem Fonds BRW Balanced Return im schlechten Börsenjahr 2022 mit einem leichten Minus von 2,85 Prozent den Markt deutlich geschlagen hat. Ein ETF auf den MSCI World hat im selben Zeitraum fast 13 Prozent an Wert verloren. In dem Fonds setzt BRW Balanced Return auch auf Techwerte wie Microsoft und Paypal, aber die einzelnen Werte sind hier deutlich niedriger gewichtet als im Indexfonds.

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Von wildem Hin- und Herhandeln hält Wesemann nichts, er investiert langfristig in Aktien. Trotzdem müssten Vermögensverwalter immer in Stellung für Chancen sein, sagt er, und zitiert Investorenlegende Warren Buffett: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“

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