Nach dem Halving Wie Anleger am fallenden Bitcoin-Kurs verdienen können

Anleger warten sehnsüchtig auf das Bitcoin-Halving am Samstagmorgen. Quelle: Hannes P Albert/dpa

Krypto-Fans hoffen darauf, dass das Halving den Bitcoin-Preis nach oben treibt. Sicher ist das aber nicht: Das Ereignis könnte längst eingepreist sein. Wer kein Risiko scheut, kann auf sinkende Kurse wetten – und kassieren.

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Eins ist beim Bitcoin etwa so sicher wie das Amen in der Kirche: Die Kryptowährung kann rasant steigen, ihr Kurs fällt aber auch schnell und tief. An diesem Grundsatz dürfte auch das Halving nichts ändern.

Zur Erinnerung: Bei diesem Ereignis, das am Samstagmorgen gegen 5 Uhr stattfand und dem die gesamte Krypto-Fangemeinschaft entgegenfieberte, wird die Belohnung halbiert, die jeder bekommt, der dem komplexen und hoch rechenintensiven Bitcoin-Netzwerk Rechenleistung zur Verfügung stellt. Alle Transaktionen innerhalb des Systems, das auf der Blockchain-Technologie basiert, werden in Form von Blöcken gespeichert und der Blockchain hinzugefügt. Für jeden neuen Block gab es zuletzt eine Belohnung von 6,25 neue Bitcoins. Nach dem Halving sind es dann nur noch 3,125 Bitcoins für jeden neu geschürften Block.

Das Angebot wird also drastisch verknappt. Und auch, wenn in der Kryptowelt vieles anders läuft als an den restlichen Finanzmärkten: Der volkswirtschaftliche Grundsatz, dass Angebot und Nachfrage am Ende den Preis regeln, gilt auch hier. In der Vergangenheit führte die mit dem Halving verbundene Angebotsverknappung deshalb früher oder später zu einer Kurs-Rally beim Bitcoin. Genau darauf spekulieren viele Anleger auch dieses Mal.

Allerdings ist ein Kursanstieg längst nicht ausgemacht. Das zeigen schon die stark eingebrochenen Kurse der vergangenen Tage. Allein innerhalb der vergangenen Woche hat der Bitcoin rund acht Prozent an Wert verloren, zuletzt lag der Preis bei rund 64.000 Dollar. Viele Analysten halten es für wahrscheinlich, dass der Kurs das Halving schon längst eingepreist und mögliche Kurssprünge in den vergangenen Wochen vorweggenommen hat. Auch nach früheren Halvings hat es in der Regel einige Zeit gedauert, bis es mit der Kurs-Rally richtig losging. „Wir erwarten nicht, dass die Preise nach dem Halving-Event signifikant steigen“, schreiben etwa die Analysten der Deutschen Bank in einer aktuellen Analyse.

Gut möglich also, dass der Kurs kurzfristig weiter stark schwankt und sogar sinkt. Für sehr risikobereite Anleger muss das allerdings kein Nachteil sein. Sie können auf fallende Bitcoin-Kurse setzen, also die Kryptowährung shorten, und so ihre Positionen absichern.

Was bedeutet das? Wer Bitcoin shortet, spekuliert darauf, dass die Kurse künftig fallen werden. Er verkauft Coins leer – also Bitcoins, die er gar nicht besitzt, sondern nur geliehen hat – um sie dann zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen zu können.

Bitcoins shorten: Für erfahrene Anleger, die das Risiko mögen

Ratsam ist das nur für sehr erfahrene Anleger, die mit den enormen Kursschwankungen des Bitcoins vertraut sind und ein gewisses Risiko nicht scheuen. Denn nicht selten gehen solche Short-Wetten daneben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Entwicklungen in der Kryptowelt so schwer zu prognostizieren sind. Steigen die Kurse, statt wie erhofft zu fallen, müssen Anleger die Bitcoins teurer zurückkaufen und machen im Zweifel hohe Verluste. Ein kaum kalkulierbares Risiko.

Wer es dennoch eingehen will, hat dafür verschiedene Möglichkeiten. Die simpelste ist das sogenannte Margin-Trading, ein Leerverkauf, wie er zum Beispiel auch bei Aktien funktioniert. Dabei beleihen Anleger ihr Depot. Gegen eine Sicherheit (die Margin) bekommen sie von ihrem Broker, einer Börse oder einem Kryptomakler Bitcoins geliehen, mit denen sie dann spekulieren können. Zunächst werden die Coins sofort verkauft. Sinken die Kurse dann wie erhofft und der Anleger kann sie günstiger zurückkaufen, ist die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs abzüglich der Leihgebühr sein Gewinn.

Wer keine physischen Bitcoins kaufen möchte, kann sie mithilfe von Zertifikaten shorten – also Derivaten, mit denen Anleger auf fallende Kurse wetten können. Grundsätzlich gilt für diese riskanten Papiere, dass Anleger sie – wenn überhaupt – immer nur für sehr kurze Zeiträume in ihrem Depot haben sollten. Sie dienen lediglich erfahrenen Anlegern zur kurzfristigen Kursspekulation.

Führend ist hier die Schweizer Bank Vontobel, die solche Papiere schon länger anbietet. Die sogenannten Short Mini Futures dienen als Absicherung gegen fallende Bitcoin-Kurse. Deren Basiswert ist nicht der Bitcoin-Kurs, sondern an der US-Terminbörse in Chicago in Dollar gehandelte Derivate, Bitcoin Futures.

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Sinkt der Kurs des Basiswerts, also der Bitcoin Future, geht die Wette des Anlegers auf. Vontobel bietet mehrere Zertifikate zu unterschiedlichen Basispreisen. Der Basispreis ist der Ausgangspunkt, von dem aus sich der Kurs des Zertifikats berechnet. Gleichzeitig hat das Zertifikat eine Art natürliche Barriere, die sogenannte Stop-Loss-Grenze. Steigt der Bitcoinkurs und die Grenze wird erreicht, wird das Zertifikat automatisch verkauft. So sollen Anleger vor zu hohen Verlusten geschützt werden. Dann ist sein eingesetztes Kapital zwar weg, der Anleger kann aber immerhin – im Gegensatz zum Leerverkauf an einer Bitcoin-Börse – nicht mehr als seinen Einsatz verlieren.

Handel mit Differenzkontrakten

Eine dritte Möglichkeit, den Bitcoin zu shorten, ist der Handel mit Differenzkontrakten, den sogenannten CFDs (Contracts for Difference). Wie bei anderen Derivaten spekulieren Anleger auch hier auf den Kursverlauf eines bestimmten Basiswerts, in diesem Fall Bitcoin, ohne diesen direkt zu halten. Auch diese können bei den meisten Kryptobrokern gekauft werden. Allerdings sind die Papiere aufgrund ihrer hohen Hebelwirkung hochspekulativ. Anleger können so mit wenig Kapitaleinsatz hohe Positionen eingehen. Gleichzeitig kann der Hebel aber auch den Verlust beschleunigen.

Der Hebel funktioniert so: Kostet eine Position 100 Dollar und der Broker verlangt 50 Prozent Margin, kann der Anleger mit einem Einsatz von 50 Dollar Bitcoin im Wert von 100 Dollar handeln. Fällt der Kurs wie erhofft, ist auch der Gewinn doppelt so hoch wie ohne Hebel. Steigt der Kurs allerdings nur leicht, sind die eingesetzten 50 Dollar schnell verloren.

Sprich: Anleger können viel gewinnen, aber auch Totalverlust erleiden. Die Anbieter sind in der Regel verpflichtet, darauf hinzuweisen. So heißt es etwa beim Krypto-Broker Plus500: „82 Prozent der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter“. Trotzdem gehen viele Anleger das Risiko ein. Zum einen locken die hohen Gewinne, zum anderen scheint der CFD-Handel im Vergleich zum physischen Bitcoin-Handel, bei dem zum Beispiel eine eigene Wallet Voraussetzung ist, nur allzu einfach.

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Eine weitere Möglichkeit für Privatanleger ist es, in Indexpapiere zu investieren, die auf fallende Kurse setzen – sogenannte inverse ETPs (Exchange Traded Products). Diese inversen Papiere bewegen sich quasi in die gegengesetzte Richtung des Bitcoin-Preises und eignen sich ebenfalls nur für sehr kurze Haltedauern. Sinkt also der Wert des Bitcoin wie vom Anleger erhofft, steigt der Wert des inversen ETP. Normalerweise verläuft die Veränderung proportional, aber auch hier gibt es Hebelprodukte. Hat ein inverser ETP zum Beispiel den Zusatz -2 im Namen, steigt sein Wert um das zweifache des Kursverlusts. Hierzulande können Anleger zum Beispiel in den 21Shares Short Bitcoin ETP investieren (CH0514065058).

Lesen Sie auch: Am Samstag wiederholt sich ein Ereignis, das den Kurs in der Vergangenheit immer in die Höhe getrieben hat: das Halving. Was Sie darüber wissen müssen – und was Anleger erwartet.

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