Leopard 1 Die Ukraine bekommt zu wenige deutsche Panzer? Stimmt nicht (mehr)!

Ukrainische Soldaten arbeiten während der Ausbildung in Sachsen-Anhalt an der Panzerkanone eines Kampfpanzers vom Typ Leopard 1 A5. Quelle: dpa

Deutschland hat bereits deutlich mehr Leopard-1-Panzer für die Ukraine umgerüstet, als bisher bekannt. Probleme mit der komplizierten Wartung der bis zu 40 Jahre alten Kampfwagen scheinen überwunden zu sein.

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Die Nachricht klang peinlich für Deutschland. „Die Ukraine wartet immer noch auf dänische Panzer“, schrieb die Kopenhagener Tageszeitung „Jyllands-Posten“ im März mit Verweis auf die Regierung in Kopenhagen. Und die zeigte auf Berlin – von wo aus die Instandsetzung der Fahrzeuge eigentlich eilig koordiniert werden sollte. 

Statt der von Verteidigungsminister Boris Pistorius vollmundig versprochenen „mehr als 100“ Leoparden bis Ende 2023 seien bis März gerade einmal 30 von Deutschland kampffertig überholt und an Kiew übergeben worden. „Die Deutschen waren mit ihrer Instandsetzung verspätet“, kritisierte der dänische Amtskollege von Pistorius, Troels Lund Poulsen. Autsch.

Nur, so schlimm ist die Lage dann doch nicht. Das ergaben Nachfragen der WirtschaftsWoche bei Ministerien und Rüstungsunternehmen. „Grundsätzlich konnte die deutsche Industrie die vertraglich vereinbarten Lieferungen einhalten“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Von den 110 im Februar 2023 versprochenen Fahrzeugen besitze die Ukraine „mittlerweile mehr als die Hälfte“, erklärte auch Wolfgang Beckers, der beim Flensburger Unternehmen FFG die Instandsetzung der Leoparden leitet. Neben diesen fast 60 Panzern seien weitere gut 30 bereits fertig aufgerüstet, erklärte schließlich das dänische Verteidigungsministerium auf Anfrage. Die Ukraine verfügt also bereits über 90 Leo-1-Panzer. 

Und der Rest soll bald folgen. Die verbleibenden knapp 20 Systeme würden wahrscheinlich bis Ende Juni fertig, heißt es in Industriekreisen. Außerdem seien 25 weitere Kampfpanzer bis in die zweite Hälfte des Jahres versprochen und gerade in der Abfertigung. Insgesamt hätte die Ukraine dann 135 Leo-1-Panzer.

Damit wäre das vom dänischen Verteidigungsministerium ausgegebene Ziel mehr als erreicht, zwei Bataillone mit rund 80 Panzern auszurüsten. Wie das US-Magazin „Forbes“ im Januar berichtete, will die Ukraine eine eigene Brigade ausschließlich mit älteren deutschen Panzern und Schützenpanzern aufbauen. In der 25. ukrainischen Brigade sollen demnach die Modelle Leopard-1A5 und Marder zum Einsatz kommen. Zwar verfügen die alten Fahrzeuge über einen schlechteren Panzer als neuere Modelle des Leopard-2. Allerdings sind sie dadurch auch leichter, mobiler und können über schlammiges Terrain rollen.



Die Aufholjagd

Dass derzeit gut 90 Panzer fertig sind, gleicht laut Branchenkreisen „einer kleinen Meisterleistung“. Zumal FFG zu Beginn einige Probleme hatte, die rund zehn Jahre eingelagerten Panzer wieder kampfbereit zu bekommen. Mühe machte vor allem der unerwartet schlechte Zustand der Fahrzeuge. Dazu erwies sich die technische Neuzulassung der ab 1974 an Dänemark gelieferten Fahrzeuge als schwierig. So fehlte offenbar über einen längeren Zeitraum die Nachweisführung der Sprengsicherheit. 

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Die Aufholjagd lief nach Beseitigung der Probleme laut Beteiligten aber „voll nach Plan“ – einzig die Ausbildung der Besatzung und zusätzliche Trainingswünsche für ukrainische Wartungstechniker hätten zu Verzögerungen geführt, die Panzer über die Grenze zu bringen. „Gemeinsam mit der Ukraine ist festgestellt worden, dass zusätzliche Ausbildungen von Spezialisten erforderlich sind“, so FFG-Manager Beckers. Rund 30 Übungspanzer müssen demnach für einen längeren Zeitraum in Deutschland bleiben. Dieser Prozess ist aber offenbar einkalkuliert – und damit alles andere als peinlich. 

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