Tesla-Stellenabbau Elon Musks Abschied von Wolkenkuckucksheim

Auch Tesla-Chef Elon Musk merkt, dass er Kosten sparen muss. Quelle: AP

Tesla steht vor einer großen Kündigungswelle. Das ist schlimm für die Mitarbeiter, aber hoffentlich heilsam für den Chef Elon Musk. Vielleicht erkennt er endlich, dass Fakten auch für ihn gelten. Ein Kommentar.

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Ich weiß nicht genau, wo und wie Elon Musk lebt, aber ich kann ein paar Eckdaten dazu liefern: Dort, wo er wohnt, wächst der Tesla-Umsatz jedes Jahr um 50 Prozent. Dort lenken Teslas ohne Fahrer sicherer als jeder menschliche Autofahrer. Dort kann jedes Tesla-Fahrzeug Teil einer Robo-Taxi-Flotte, eines einzigartigen solaren Energie-Erzeugungssystems und eines automobilen Speicherungssystems werden. Dort, wo Musk zuhause ist, reißen sich die Menschen um den futuristischen Cybertruck, der mit seinem Design, seinen Fähigkeiten und seiner Produktionsweise alle Branchengesetze auf den Kopf stellt.

Es gibt ein einziges günstiges Elektroauto unterhalb des Model 3, das Tesla-Premiumqualität für jeden Autofahrer zugänglich macht. Und weil Tesla so unschlagbar effizient wirtschaftet, verdient das Unternehmen mehr als jeder andere Autohersteller. Das ist nur logisch, denn Tesla ist gar kein Autobauer, sondern ein Tech-Riese, der nebenbei auch Hardware verkauft. So wie Google eben auch Smartphones baut. 

Musks Wolkenkuckucksheim

Das ist Musks Welt. Lange stand die Frage im Raum, ob sich der Rest der Autoindustrie in Musks revolutionäre Welt begeben muss – oder eher untergeht. Oder ob Musks Welt doch eher ein Wolkenkuckucksheim ist, aus dem er irgendwann unsanft hinausfallen würde. Spätestens heute ist klar, dass eher letzteres der Fall ist: Musk hat heute per E-Mail seinen rund 140.000 Mitarbeitern geschrieben, dass er sich von mehr als jedem Zehnten von ihnen trennen wird. Tesla müsse sparen, um sich für die Zukunft fit zu machen, schrieb er. Er hätte auch schreiben können: Wir müssen sparen, weil wir eben auch nur ein Autohersteller sind. 

Tesla will Berichten zufolge weltweit mehr als jeden zehnten Arbeitsplatz streichen. Auch der deutsche Standort Grünheide soll schrumpfen. Von dem Jobabbau sind demnach zunächst Leiharbeiter betroffen.

Tesla ist kein Tech-Konzern, kein KI-Schwergewicht, kein Energie-Systemanbieter, sondern ein Autohersteller. Fast ein Jahr ist es her als Stellantis-Chef Carlos Tavares sagte: „Elon ist ein visionärer Typ, ich respektiere ihn sehr. Aber ich stelle nun fest, dass er in meiner Welt angekommen ist. Willkommen in meiner Welt.“ Musks Wachstums- und Profitabilitätsziele seien der normalen Autowelt nicht haltbar: „Es geht nicht, jedes Jahr 50 Prozent zu wachsen, in einem Markt, der kaum noch wächst."  

Willkommen im Mittelfeld

Seitdem die Branchenzahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorliegen, ist klar, was Tavares meint: Mit 12,1 Prozent Umsatzrendite war Stellantis 2023 nach Mercedes der zweitprofitabelste Autohersteller der Welt. Auch BMW (11,9 Prozent) kann sich sehen lassen. Den stärksten Rückgang unter den 16 größten Autobauern verzeichnete Tesla: Die Umsatzrendite sank im Vergleich zum Vorjahr von 16,8 auf 9,2 Prozent, so die Unternehmensberatung EY, womit sich Tesla „im Mittelfeld platzierte“. 

Willkommen im Mittelfeld, Elon Musk, willkommen in der schnöden Autowelt! 

Am 8. August will Tesla mit sieben Jahren Verspätung ein vollautonomes Auto vorstellen. Wenn dieses Roboterauto wirklich funktioniert und Musk sein Versprechen einlöst, dass alle seit 2017 verkauften Teslas mit neuer Software wirklich autonom fahren können, dann nehme ich das mit der schnöden Autowelt zurück. Dann ist Musk wieder in seine eigene Welt zurückgefahren. 

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Wenn Tesla das autonome Fahren aber nicht hinkriegt, dann ist das Unternehmen nicht „nichts“ wert, wie Musk selbst sagt (auch das war eine seiner typischen, maßlosen Übertreibungen), sondern eben einfach ein sehr innovativer Autobauer. Nicht mehr, nicht weniger. 

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