Berliner Start-up Forsa-Konkurrent Civey rettet sich selbst

Jöran Reinel, Gerrit Richter, Charlotte Weber und Janina Mütze (v.l.n.r.) wollen die Mehrheit an Civey übernehmen  Quelle: PR

Vor drei Monaten meldete das Berliner Start-up Civey ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren an. Das Portal für Meinungsforschung wollte seinen Gesellschafterkreis neu organisieren. Nun wurde eine Lösung gefunden.

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Die Meldung kam überraschend: Ende Januar verkündete das Berliner Start-up Civey, eine Plattform für Markt- und Meinungsforschung, die Einleitung eines Schutzschirm-Insolvenzverfahrens. Hintergrund seien aber weniger finanzielle Probleme als Meinungsverschiedenheiten über die künftige Strategie des Unternehmens, hieß es damals. Deshalb hätten die Gründer und Geschäftsführer Janina Mütze und Gerrit Richter mit ihren Gesellschaftern vereinbart, Struktur und Finanzen neu zu ordnen. 

Das ist den Gründern nach Informationen der WirtschaftsWoche nun gelungen. Demnach will das Management bei Civey die Mehrheit übernehmen. „Wir haben uns diverse Angebote angeschaut, wollen aber die Kontrolle über unsere Firma behalten“, sagte Mütze der WirtschaftsWoche. „Dies ist strategisch und wirtschaftlich die beste Lösung und eine bewusste Entscheidung.“

Unterstützung vom Bitcoin-Millionär

Konkret wollen Mütze und Richter die Mehrheit übernehmen – gemeinsam mit einem Management-Team, der Chief Product Officer Charlotte Weber und Chief Commercial Officer Jöran Reinel. Als externer Investor sei der Digital-Unternehmer und Bitcoin-Millionär Patrick Hable an Bord, der schon vor dem Schutzschirmverfahren zu den Civey-Gesellschaftern gehörte und das Unternehmen von Anfang an unterstützt hat.

Einem entsprechenden Insolvenzplan sollen die Gläubiger voraussichtlich noch im Mai zustimmen. Danach ist der Weg frei für die geplante Internationalisierung des Geschäfts. 

Unter Aufsicht des vom Insolvenzgericht eingesetzten Sachwalters Rüdiger Wienberg von der Kanzlei hww waren in dem Verfahren verschiedene Rettungsoptionen für Civey ausgelotet worden. So sollen mehrere Beteiligungsgesellschaften und Family Offices Interesse an einem Einstieg signalisiert haben. „Es ist strategisch, aber auch wirtschaftlich die beste Lösung, wenn Gründer und Management die Mehrheit am Unternehmen besitzen“, begründete Mütze die nun gefundene Lösung.

Civey wurde 2015 in Berlin gegründet. Das Start-up kooperiert mit zahlreichen Medien zu Meinungsumfragen. Sein Geld verdient Civey aber mit großen Unternehmen wie Vodafone und SAP, für die das Portal Marktforschung betreibt. Wollen Nutzer ihre Meinung teilen, melden sie sich online bei Civey an. Anhand ihrer demografischen Daten werden die Interessenten in Cluster eingeordnet, die Fragen werden ebenfalls nur online ausgespielt. Die Ergebnisse spielt Civey in Echtzeit aus.

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Mit dem finanzstärkeren Konkurrenten Forsa streitet sich Civey seit vielen Jahren um die Methodik. Forsa-Chef Manfred Güllner wirft dem Start-up immer wieder vor, keine repräsentativen Erhebungen durchzuführen. Civey wehrt sich vor Gericht. Rund eine Million Euro für Anwaltskosten habe Civey bereits ausgegeben, so Mütze. Eine hohe Summe für ein junges Tech-Unternehmen. Im vorigen Jahr setzte Civey dem Vernehmen nach rund zehn Millionen Euro um. Laut öffentlich einsehbarem Geschäftsbericht lag der Jahresfehlbetrag 2021 noch bei 2,7 Millionen Euro. Aktuellere Zahlen gibt es nicht.

Lesen Sie auch: Was genau ist eigentlich ein Schutzschirmverfahren

Transparenzhinweis: Die WirtschaftsWoche arbeitet mit Civey bei der Erstellung von Meinungsumfragen zusammen.

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