Industriekonzern Thyssen und Milliardär Kretinsky schmieden Stahl-Partnerschaft

Quelle: Oliver Berg/dpa

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky steht vor einem Einstieg im Stahlgeschäft von Thyssenkrupp. Den Anlegern gefällt das.

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Thyssenkrupp versucht in seinem kriselnden Stahlgeschäft den Befreiungsschlag: Der Essener Industriekonzern hat sich mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky über einen Einstieg in die Stahlsparte verständigt. Ziel sei ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem die beiden Partner jeweils 50 Prozent der Anteile halten, teilten beide Seiten am Freitag mit.

In einem ersten Schritt erwerbe Kretinskys Gesellschaft EPCG 20 Prozent der Anteile. „Darüber hinaus sprechen die Parteien über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft durch die EPCG“, hieß es weiter. Über die Konditionen der Transaktion vereinbarten beide Parteien Stillschweigen.

Auch ohne diese Details: Die Einigung beflügelt die Aktien des Industriekonzerns. Die Titel stiegen zunächst mehr als zehn Prozent und sind der mit Abstand stärkste MDax-Wert. Seit Jahresbeginn haben Thyssen-Aktien knapp 30 Prozent an Wert verloren

Thyssenkrupp im Krisenmodus

Thyssenkrupp hatte zuletzt angekündigt, in der Stahlsparte Kapazitäten abbauen und Jobs streichen zu wollen. Der Schwerindustrie kommt auch eine Schlüsselrolle bei der Energiewende in Deutschland zu. Thyssenkrupp Steel Europe beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter, die meisten davon am größten europäischen Stahlstandort in Duisburg.

„Unser Ziel ist ein Zukunftskonzept, das zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit und unternehmerischem Erfolg von Thyssenkrupp Steel führt, den Anforderungen des Klimaschutzes entspricht, betriebsbedingte Kündigungen vermeidet und eine breite Akzeptanz findet“, sagte Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez. „Die Vereinbarung über den Erwerb der 20-prozentigen Beteiligung an Thyssenkrupp Steel Europe ist ein erster Schritt auf dem geplanten Weg zu einer umfassenderen strategischen Partnerschaft“, fügte Kretinsky hinzu. Der Einstieg von EPCG vereinige „das führende Werkstoff-Knowhow von Thyssenkrupp Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG“.

Kretinsky ist im Energie-Geschäft groß geworden und ist dort weiter aktiv. Aktuell hält er in Europa aber auch zahlreiche Beteiligungen in verschiedenen Branchen - von Handelsunternehmen wie Metro über Medien-Konzerne bis hin zur Logistik. Als strategischer Partner von Thyssenkrupp Steel solle EPCG nun „seine Kompetenzen einbringen, um eine ausreichende Versorgung mit Energie in Form von Wasserstoff, Grünstrom sowie der Bereitstellung von anderen Energierohstoffen zu gewährleisten“.

Der Schwerindustrie mit Branchengrößen wie ArcelorMittal und Salzgitter machen seit Jahren hohe Energie- und Rohstoffkosten und die Konkurrenz aus Fernost zu schaffen. Zudem muss die Stahlindustrie Milliardensummen für einen klimafreundlichen Umbau der Produktion stemmen. Thyssenkrupp Steel Europe kämpft zudem mit der schwachen Nachfrage der Automobilindustrie, die der wichtigste Kunde ist. EPGC steige zunächst mit 20 Prozent ein, um „an der Gestaltung und Neuausrichtung von Thyssenkrupp Steel aktiv mitzuwirken“. Kretinsky will also bereits beim anstehenden Umbau ein Wörtchen mitreden.

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Das dürften auch die bei Thyssenkrupp mächtigen Vertreter der Arbeitnehmer mit Interesse registrieren. Die IG Metall hatte zuletzt einen harten Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen über die bis März 2026 geltende Tarif-Vereinbarung hinaus gefordert.

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