Die Höhle der Löwen Wie es nach der Aufzeichnung mit Investor Dümmel und der Jung-Gründerin weiterging

Bei der Aufzeichnung von der Höhle der Löwen war „Betula Natura“-Gründerin Valeria Weingardt gerade einmal 16 Jahre alt. Quelle: RTL

Mit einer Zahnbürste aus Birkenrinde wollte die 16-jährige Gründerin Valeria Weingardt die Juroren der Höhle der Löwen überzeugen. Wie es nach der Aufzeichnung mit „Betula Natura“ und Investor Ralf Dümmel weiterging.

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Eine Zahnbürstenhülle aus Birkenrinde – mit diesem selbstentwickelten Produkt wirbt Valeria Weingardt in der „Höhle der Löwen“ um Investoren. Bereits seit fünf Jahren bastelt die Gründerin an der Plastikalternative. Und ist dabei gerade einmal 16 Jahre alt, als die Sendung aufgezeichnet wird. Gemeinsam mit ihrer Mutter entwickelt sie die Produkte aus dem antibakteriell wirkenden Naturmaterial und stellt sie in Eigenproduktion her. Die ersten 10.000 Euro Umsatz hat sie damit erreicht. Für das Wachstum sucht sie Geldgeber – und will 20 Prozent an ihrem Unternehmen „Betula Natura“ gegen 60.000 Euro tauschen. Ralf Dümmel schlägt am Ende ein. Im Gespräch verrät Weingardt, mittlerweile 17 Jahre alt, wie es nach der Aufzeichnung weiterging. 

WirtschaftsWoche: „Ziemlich kribbelig“ waren Sie vor Ihrem Auftritt, sagten Sie im Fernsehen. Wie war der Pitch vor laufenden Kameras?
Valeria Weingardt: Ich war ganz schön aufgeregt an dem Tag. An die Details meines Pitchs erinnere ich mich nicht mehr so genau – in der Aufregung habe ich einiges vergessen. Aber es war eine wirklich interessante Erfahrung. Schon bei einem Ideenwettbewerb, an dem ich im Alter von zwölf Jahren teilgenommen habe, fiel zum ersten Mal der Begriff „Höhle der Löwen„. Das hat überhaupt erst den Gedanken erweckt, dort irgendwann einmal aufzutreten – obwohl ich damals überhaupt nicht wusste, dass mein Produkt fertig entwickelt und marktreif sein würde.

In der Sendung lobten viele Investoren Ihren Mut – stiegen aber dann doch nach und nach aus. Waren Sie enttäuscht?
Nein, ich war nicht enttäuscht, denn vor allem war mir wichtig, ein authentisches Feedback zu bekommen. Ich bin sehr froh, dass die Löwen mir ganz direkt und offen ihre Meinung gesagt haben. Das waren alles Einschätzungen von Experten, die sich sehr gut in ihren Bereichen auskennen. Sie haben ehrlich begründet, warum sie nicht investieren wollen. So konnte ich viel wertvolles Feedback mitnehmen.

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Ralf Dümmel blieb am Ende übrig und bot Ihnen in der Sendung einen Deal an. Ist es dabei geblieben?
In der Sendung waren wir uns einig. Und in den ersten Gesprächen haben wir uns auch gut verstanden. Aber am Ende hatten wir doch unterschiedliche Vorstellungen darüber, über welche Vertriebswege wir die Produkte an die Kunden bringen. Darum ist der Deal letztlich nicht zustande gekommen. Aber wir haben trotzdem sehr viel Unterstützung von Ralf Dümmel und seinem Team bekommen. So waren wir nicht auf uns allein gestellt. In den Videokonferenzen hat das Team beispielsweise sehr darauf geachtet, dass ich alles gut verstehe – auch wenn manche Themen für mich neu waren.

Das Start-up gibt es aber immer noch, oder?
Ja. Die Aufzeichnung ist ein Jahr her. In der Zwischenzeit ist sehr, sehr viel passiert. Wir haben ein Unternehmen und eine Marke entwickelt, haben den Webshop überarbeitet und uns Strategien für Social Media überlegt. Zudem haben wir eine Reihe von Naturkosmetik-Produkten sowie zugehöriges Design und Verpackung entwickelt. Schließlich werden wir nun so viele Besucher auf der Website haben wie nie zuvor. Dafür haben wir auch einiges an Produkten vorproduziert.

Die Generationen auf dem Arbeitsmarkt

Investor Nils Glagau fand Birkenrinde als Material spannend – Ihre Zahnbürstenhüllen eher weniger.
Wir haben unser Produktportfolio seitdem stark erweitert. Wir bieten nun eine Zahnpflegelinie an – mit einem Zahnreinigungspulver aus Birkenrinde sowie Körperpflegeprodukte wie hochwertige Seifen und Peeling. Handwerk ist uns wichtig, deshalb wird alles in Manufakturen hergestellt. Die Hüllen aus Birkenrinde fertigen wir, handgenäht, in unserer eigenen Manufaktur, andere Produkte in Zusammenarbeit mit externen Manufakturen. Zudem arbeiten wir an ganz vielen neuen Sachen, etwa Haut- oder Gesichtspflegeserien.

Wie groß kann „Betula Natura“ denn werden?
Ich möchte es langsam angehen. Nachhaltig wachsen. Schritt für Schritt unser Unternehmen und die Marke entwickeln. Unsere Produkte müssen nicht gleich über den Großhandel vertrieben werden – es reicht völlig, wenn „Betula Natura“ zunächst diejenigen erreicht, die sich für unsere Produkte und unsere Philosophie interessieren. In erster Linie ist für uns daher der Direktverkauf über die Webseite spannend. Dazu kommt der Verkauf auf Messen. Zudem würden wir uns freuen, Partner im Fachhandel zu finden. Und wir werden Social Media stark pushen, um unsere Produkte den Menschen näher zu bringen.

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Sie sind bereits mit zwölf Jahren auf die Idee für die Birkenrinde-Produkte gekommen. Wieso sind Sie als Kind und Teenager drangeblieben?
Die Idee ist entstanden in einem Schülerwettbewerb, bei dem wir sehr intensiv an dem Thema gearbeitet haben. Zudem haben wir dort vieles zum Thema Unternehmensgründung und den Herausforderungen eines Start-ups erfahren. An meinem Projekt habe ich dann zuhause weitergearbeitet. Und das positive Feedback von allen, denen ich davon erzählt habe, hat mich sehr motiviert. Im Rahmen der Wettbewerbe, an denen ich teilnahem, wurden viele Kundenumfragen gemacht und ich bin auf großes Interesse nach meinem Produkt gestoßen. Durch die Goldmedaille des Junior Awards an der iENA Nürnberg 2021, einer internationalen Fachmesse für Ideen, Erfindungen und Neuheiten, wurde ich motiviert, weitere Produkte aus Birkenrinde zu entwickeln.

Gab es schon einen Rückschlag in Ihrem Leben als Unternehmerin?
Kein direkter Rückschlag, aber kräftige Herausforderungen, vor allem ganz zu Beginn. Ich habe zunächst einfach keine Experten gefunden, die mir sagen konnten, wie man Birkenrinde bearbeiten kann. Wir hatten Schwierigkeiten mit der Verarbeitung – das Material kann man beispielsweise nicht kleben. Doch ich habe mich immer weiter in die Materie eingearbeitet und wir haben sehr viel ausprobiert. Irgendwann ist meine Mutter, die Erfahrungen aus der Textilindustrie mitbringt, dann auf die Idee gekommen, die Rinde aneinanderzunähen.

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Was macht Ihnen die größte Freude im Unternehmerinnenalltag?
Der Kontakt mit den Kunden, besonders auf Messen. Es ist schön, mit den Käufern zu reden und zu sehen, wie sie reagieren. Besonders viel Spaß macht uns natürlich die Produktentwicklung. Und mir macht es große Freude, die Texte zu schreiben, für Social Media und unsere Webseite.



Und welche Seiten liegen Ihnen weniger?
Was mir noch nicht liegt, das sind die Finanzen. Dafür fehlen mir noch die Kenntnisse. Darum kümmert sich meine Mutter. Bevor ich da etwas riskiere, überlasse ich das lieber denjenigen, die sich damit gut auskennen.

Wie passen Schulalltag und Start-up-Gründung eigentlich zusammen?
Ich habe das große Glück, dass meine Schule mir sehr viel Flexibilität, Zeit, Hilfe und sogar Räumlichkeiten bietet, um auch während der Schulzeit an meinem Projekt zu arbeiten. Aber ich arbeite auch nicht jeden Tag zehn Stunden an „Betula Natura“, sondern ich mache das, was gerade nötig ist – und was ich 100-prozentig kann. In Zeiten vor Prüfungen, wenn die Schule wichtiger ist, übernimmt meine Mutter diese Aufgaben.

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Und wie reagieren Ihre Mitschüler und Lehrer auf Ihre Arbeit?
Ein kleiner Kreis weiß davon und meine Lehrer unterstützen mich. Meine Freunde wissen natürlich Bescheid, einige nutzen sogar meine Produkte. Aber viele wissen es auch nicht – die werden vielleicht überrascht sein, wenn sie mich im Fernsehen sehen.

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