Aktivistischer Investor Delivery Hero: Neue Hoffnung für Aktionäre

Quelle: imago images

Der Lieferdienst Delivery Hero ist ins Visier des aktivistischen Investors Sachem Head geraten. Der könnte drastische Veränderungen in die Wege leiten, etwa an der Unternehmensspitze.

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Präsenz ist kein Garant für Börsenerfolg. Aktionäre des Lieferdienstes Delivery Hero, dessen Logo im Straßenbild allgegenwärtig ist, wissen das nur zu gut. Die Aktie hatte seit ihrem Corona-Hoch zwischenzeitlich fast 90 Prozent an Wert verloren. Seit Anfang Februar geht es jedoch wieder aufwärts. Der Aktienkurs von Delivery Hero hat sich seitdem verdoppelt. Dabei half eine Meldung von Donnerstag (4. April), die den Kurs fast 15 Prozent nach oben trieb: Offenbar ist der aktivistische Investor Sachem Head Capital Management bei Delivery Hero eingestiegen. 

Aktivistische Investoren nehmen Einfluss auf Unternehmen, um sie in eine ihrer Ansicht nach profitablere Richtung zu lenken, sodass bestenfalls der Aktienkurs steigt und sie Kursgewinne einstreichen können. Sachem Head hat sich Finanzkreisen zufolge mit 3,6 Prozent an Delivery Hero beteiligt und strebt womöglich eine Position im Aufsichtsrat an. Es wird zudem gemunkelt, dass der Investor Unternehmenschef Niklas Östberg ersetzen will. In den vergangenen Jahren räumte dieser öffentlich Strategiefehler ein. Womöglich ist er nicht der richtige Chef für die herausfordernde Situation, in der sich Delivery Hero befindet.

Mit raschem Wachstum scheint es fürs Erste vorbei zu sein. Verhaltene 8,6 Prozent Umsatzplus berichtete Delivery Hero im dritten Quartal 2023. Vor allem muss das Unternehmen dringend profitabel werden. Die Nettoschulden stehen bei vier Milliarden Euro. In den vergangenen drei Geschäftsjahren verlor Delivery Hero zwischen einer Milliarde und drei Milliarden Euro - pro Jahr. Schwarze Zahlen sind nicht in Sicht, auch wenn Analysten damit rechnen, dass die Verluste bald sinken. Delivery Hero selbst sieht sich auf dem „Weg zur Profitabilität“. Begründet wird das allerdings mit dem bereinigten operativen Ergebnis vor Wertberichtigungen (Ebitda), das viele Kosten auslässt und nicht sonderlich aussagekräftig ist.

Wer steckt hinter Sachem Head?

Sachem Head gehört nicht zu den Großen der Branche. Ein Unbekannter ist der New Yorker Fonds trotzdem nicht. Gegründet wurde er 2012 von Scott Ferguson. Der lernte sein Handwerk bei Branchengröße Bill Ackman. Mittlerweile verwaltet Ferguson umgerechnet 3,3 Milliarden Euro.

Sachem Head sorgte bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen. 2015 stieg der Investor bei Autodesk ein, einem Spezialisten für Modellierungssoftware. Dort brachte Ferguson als Vorstandsmitglied Änderungswünsche ein, die offenbar fruchteten: Während die Aktie zuvor stagniert hatte, hat sie sich mittlerweile in Wert vervierfacht. In Großbritannien brachte der Investor die Restaurantgruppe Whitbread 2018 dazu, ihre Kaffeekette Costa an Coca-Cola zu veräußern. Das lohnte sich für Whitbread-Aktionäre weniger: Die Aktie der Briten hat seitdem enttäuscht.

Luft nach oben

Die Frage ist nun, wie Sachem Head bei Delivery Hero eventuell verborgene Werte heben will - und ob das klappt. Unternehmenschef Östberg mag Schwächen haben, aber ein guter Ersatz ist nicht leicht zu finden. Die drei anderen Mitgründer haben sich längst anderen Aufgaben gewidmet. Immerhin hat Sachem Head Erfahrung mit dem Austausch von Spitzenpersonal. Das Unternehmen bewirkte bereits bei früheren Beteiligungen Wechsel in der Führung, etwa beim amerikanischen Chemiekonzern Olin und bei der Logistikfirma US Foods.

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Bei Delivery Hero gibt es in Sachen Bewertung gerade viel Luft nach oben. Das Unternehmen ist an der Börse momentan sogar etwas weniger wert, als es vergangenes Jahr umsetzte (geschätzte zehn Milliarden Euro). Sachem Head sieht offenbar branchenweit Chancen: Kürzlich wurde bekannt, dass sich der Investor mit 5,2 Prozent am britischen Lieferdienst Deliveroo beteiligt hat - wenige Wochen, nachdem sich Delivery Hero von seinen Deliveroo-Anteilen getrennt hatte.

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