Zschabers Börsenblick
In den kommenden Jahren erscheint eine stark steigende Kupfernachfrage recht wahrscheinlich. Quelle: dpa

Warum der Kupfer-Preis steigen wird

Es gibt gute Gründe, weshalb Kupfer mittel- und langfristig noch eine Menge Luft nach oben haben könnte. Doch Vorsicht: Ein Investment in Kupfer ist nicht risikolos.

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Digitalisierung, Elektrifizierung, Elektromobilität und die grüne Energiewende: Aufgrund dieser Trends könnte der Rohstoffmarkt vor einem neuen Aufwärtszyklus stehen. Ein gutes Beispiel dafür ist Kupfer. Die Gründe: Im Durchschnitt enthält zum Beispiel ein Elektroauto dreimal so viel Kupfer wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Unter dem Strich sind das rund 80 Kilogramm Kupfer in jedem E-Auto. Und das ist nur ein Teilaspekt der Energiewende. Denn E-Autos brauchen nun mal Strom – und der soll natürlich nicht mit Kohle, sondern aus Sonne und Wind gewonnen werden.

Doch auch jedes Windrad enthält Kupfer, je nach Größe 40 Tonnen und mehr. Und weil Kupfer nun mal extrem gut Strom leitet, sind auch die Kabelverbindungen vom Windrad zum Transformator und dann weiter bis hin zum Verbraucher aus Kupfer. Ähnliches gilt auch für alle anderen erneuerbaren Energiequellen.

Verdopplung der Kupfernachfrage

In den kommenden Jahren erscheint daher eine stark steigende Kupfernachfrage recht wahrscheinlich. Laut S&P Global könnten im Jahr 2035 weltweit rund 50 Millionen Tonnen Kupfer benötigt werden. Gegenüber 2023 entspräche das mehr als einer Verdoppelung in Bezug auf die aktuelle Minenproduktion von 22 Millionen Tonnen.

Dabei ist klar, das wird so nicht klappen. Keiner weiß im Moment, woher das ganze Kupfer kommen soll. Selbst im Idealfall wird man die Minenproduktion bis 2035 nur um etwa fünf oder sechs Millionen Tonnen steigern können. So war es zumindest in der Vergangenheit. Im Jahr 2010, also vor 14 Jahren, betrug die Minenproduktion knapp 16 Millionen Tonnen, also im Vergleich zu heute rund sechs Millionen Tonnen weniger.

Doch was in der Vergangenheit noch möglich war, muss nicht unbedingt in der Zukunft klappen. Denn insgesamt schwinden die Abbaukapazitäten in den vorhandenen Kupferminen. Das sieht man gut an Chile, einer der weltweit größten Kupferproduzenten. Seit Jahren entwickelt sich dort der Kupferabbau rückläufig, weil der Kupfergehalt in den vorhandenen Minen weniger wird. Es wird immer noch im großen Stil abgebaut, aber das herausgebrochene Gestein enthält immer weniger Kupfer. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, neue Minen zu erschließen. Das liegt unter anderem an den Genehmigungsverfahren, die strenge Vorgaben zum Schutz von Mensch und Umwelt setzen.

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Das ist auf der einen Seite gut und verständlich, für die weltweite Kupferversorgung jedoch fatal. Auch die Steigerung des Recyclings wird da kaum Abhilfe schaffen. Kupfer lässt sich gut recyceln, so stammen etwa in Deutschland schon 40 Prozent des Kupferbedarfs aus der Wiederverwertung. Doch am Ende wird das nicht reichen. So wurden im zurückliegenden Jahr laut der International Copper Study Group (ICSG), einer Interessensvereinigung der Kupferindustrie, in den wichtigen kupferverarbeitenden Ländern rund 4,6 Millionen Tonnen Kupfer recycelt, ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Selbst wenn es mit diesem Wachstum so weitergeht und 2035 etwa zehn Millionen Tonnen Kupfer aus dem Recycling zur Verfügung stehen würden, bliebe am Ende ein Defizit. Die Konsequenz: Der Kupferpreis wird steigen. Goldman Sachs etwa rechnet mit 15.000 Dollar je Tonne schon in den kommenden Jahren. Gegenüber dem aktuellen Preis entspräche das einem Plus von 50 Prozent.

Ein hochinteressantes Investment, mit großen Risiken

Angesichts dieser Aussichten drängen sich Aktien von Kupferminengesellschaften in einem gut diversifizierten und auf die Zukunft ausgerichtetes chancenreiches Depot schon fast auf. Doch Vorsicht: Nicht überall wo „Kupfer“ draufsteht ist auch Kupfer drin. Gerade die Minenindustrie ist eine extrem schwer durchschaubare Branche – da werden winzige Metallfunde zu riesigen Vorkommen hochgerechnet, die sich am Ende nicht bewahrheiten und staatliche Restriktionen lassen aus hoffnungsvollen Vorhaben schnell Seifenblasen werden. Selbst die ganz großen Bergbaukonzerne wie BHP, Rio Tinto und Freeport McMoRan sind da vor Fehlschlägen nicht gefeit. Zudem, ihre Minen, die bislang für einen Großteil der globalen Kupferproduktion verantwortlich sind, weisen nicht selten fallende Kupfergehalte auf. Das heißt: Die Kosten je geförderte Tonne steigen – und am Ende ist die Mine schließlich ausgebeutet.

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Die aussichtsreichen Kupferunternehmen zu finden ist zwar möglich, für Privatanleger alles andere als trivial. Erschwerend kommt hinzu, dass im Falle von Kupferminenaktien der Weg über einen ETF, der solche Unternehmen enthalten könnte, nicht möglich ist. Es gibt keine Kupferminen-ETFs, die von deutschen Anlegern hierzulande erworben werden können. Das liegt an den rechtlichen Rahmenbedingungen, die unter anderem einen bestimmten Grad an Diversifikation verlangen. Als Ausweg bietet sich ein ETF oder ETC auf den Kupferpreis an sich an. Doch ein solches Investment, das einzig und allein auf einen Basiswert ausgerichtet ist, hier der Kupferpreis, ist natürlich nicht risikolos. Allein Währungsverschiebungen, etwa eine Abwertung des US-Dollars, kann für Euro-Anleger erhebliche negative Konsequenzen haben.

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