Kryptowährungen Nach dem Halving: Was jetzt für steigende Bitcoin-Kurse spricht – und was dagegen

Wie geht es mit dem Bitcoin nach dem Halving weiter? Quelle: REUTERS

Am Wochenende fand ein zentrales Event für den Bitcoin statt: das Halving. Anleger hoffen nun auf weiter steigende Kurse. Knackt die Kryptowährung neue Rekorde?

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Es ist wie eine Silvesterparty im April, zu der Roman Reher am vergangenen Wochenende aufgerufen hat. In der Nacht von Freitag auf Samstag lädt der Bitcoin-Influencer zu einem Video-Livestream bei Youtube, um gemeinsam mit seinem Publikum einem Event entgegenzufiebern, das für die Kryptowährung und ihre Fans von zentraler Bedeutung ist. 

Die rund 7000 Zuschauer  schlagen sich gemeinsam die halbe Nacht um die Ohren, kurz nach Mitternacht beginnt der Countdown. Nach zwei Uhr ist der Moment dann gekommen, Reher jubelt in die Kamera: „Leute, das Bitcoin-Halving ist da! Unfassbar!“

Dieses Halving, von dem der Youtuber spricht, zieht seit Monaten große Aufmerksamkeit auf sich. Der Begriff steht für ein Ereignis, das die Geschwindigkeit drosselt, mit der neue Digitalmünzen auf den Markt kommen. Das Halving ist so etwas wie ein im Bitcoin-Algorithmus eingebauter Inflationsschutz. Es sorgt dafür, dass die Menge an ausgegebenen Münzen nicht ewig weiterwachsen kann, sondern irgendwann eine Obergrenze erreicht. Die liegt bei 21 Millionen Bitcoins. Die Idee: Wenn das Angebot begrenzt ist, die Nachfrage nach dem Bitcoin aber gleichbleibt oder sogar steigt, wird die Kryptowährung wertvoller (während übliche Währungen durch Inflation an Wert verlieren).

Die große Kursexplosion unmittelbar nach der Halbierung Samstagnacht blieb aus. Zuletzt notierte der Bitcoin bei rund 66.300 Dollar. Das entspricht zwar einer Zunahme von gut acht Prozent seit Mitte vergangener Woche. Allerdings dürfte das Plus wohl eher damit zusammenhängen, dass Anleger in dem zwischenzeitlichen Crash auf unter 60.000 Dollar eine gute Kaufgelegenheit sahen.

Kursrakete Bitcoin-Halving?

Marktexperten sind nicht überrascht, dass das Halving zunächst keine großen Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs hatte. „Wie erwartet war die Halbierung vollständig eingepreist, so dass sich die Kursbewegungen in Grenzen hielten“, sagte Kok Kee Chong, Chef der auf institutionelle Investoren spezialisierten Börse für digitale Vermögenswerte AsiaNext der Nachrichtenagentur „Bloomberg“. Und Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus Emden Research erklärt: „Anleger verspüren in erster Linie Erleichterung, dass die Kursausschläge nach dem Halving überschaubar geblieben sind.“



Keine Anlageklasse ist so unberechenbar wie der Bitcoin. Geldpolitik, Turbulenzen bei windigen Kryptobörsen und sogar Wortmeldungen einzelner Menschen können den Kurs der Kryptowährung bewegen. Sicher ist beim Bitcoin nur eines: Etwa alle vier Jahre findet das Halving statt, genauer gesagt immer, wenn 210.000 neue Blöcke der Blockchain – dem digitalen Datenprotokoll, das alle Transaktionen speichert – hinzugefügt worden sind. Dieser Vorgang ist von allen öffentlich einsehbar, dementsprechend gibt es keine Überraschungen.

In der noch jungen Historie der Kryptowährung war das Halving trotzdem immer Startschuss für weitere Kurssteigerungen. Nach den drei zuvor vollzogenen Halbierungen hat die Kryptowährung stets deutlich an Wert zugelegt, teils mehrere tausend Prozent. Seit dem letzten Halving im Coronajahr 2020 hat sich der Bitcoin um gut 590 Prozent verteuert, trotz des zwischenzeitlichen Crashs um rund 70 Prozent.

Ein Szenario, das sich Branchenvertreter auch jetzt erhoffen. „Ein Bitcoin-Halving weckt ein Gefühl der digitalen Knappheit und übt möglicherweise einen Aufwärtsdruck auf die Preise aus“, sagt Jan-Oliver Sell, der als Geschäftsführer von Coinbase Deutschland natürlich ein Interesse an steigenden Handelsaktivitäten bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen hat. Allerdings sagt er auch: „Es ist wichtig anzumerken, dass auch andere Faktoren den Preis von Bitcoin beeinflussen können und Korrelation keine Kausalität bedeutet“, so Sell weiter.

Einflussfaktor Bitcoin-ETFs

Klar: Die bisherige Bitcoin-Kursgeschichte ist nicht zwangsläufig Blaupause für die Zukunft. „Die heutigen Rahmenbedingungen sind mit denen vergangener Halvings nur teilweise zu vergleichen,“ sagt auch Analyst Emden. Von einigen Entwicklungen dürfte der Bitcoin profitieren, zum Beispiel von den neuen Bitcoin-ETFs. Im Januar hatte die US-Börsenaufsicht diese Investmentvehikel zugelassen und damit eine simple und regulierte Anlagemöglichkeit nicht nur für private Investoren, sondern erstmals auch für Profianleger geschaffen.

Das Interesse an den Indexfonds ist groß. Um die Nachfrage zu befriedigen, haben die Anbieter innerhalb weniger Monate bereits 200.000 Digitalmünzen gekauft. Nach dem Halving entstehen nur noch 160.000 neue Bitcoins pro Jahr. Hält die Kaufdynamik an, sind weitere Kurssteigerungen kein unrealistisches Szenario.

Schneller schlau: Halving

Allerdings gibt es auch zwei Faktoren, die vor zu großen Kurserwartungen warnen sollten. Einerseits ist da die Geldpolitik. Zum Zeitpunkt des dritten Halvings im Jahr 2020 herrschte eine strikte Nullzinspolitik. Anleger bekamen für ihre Bankeinlagen keine Zinsen und auch Anleihen warfen kaum Erträge ab. Das wiederrum begünstige Investments in spekulative Assetklassen wie Kryptowährungen.

Jetzt hingegen liegt der Leitzins in den USA in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Zwar ist damit der Zinsgipfel erreicht und Anleger hoffen bereits auf Zinssenkungen, dennoch bleiben verzinsliche Anlagen vorerst eine Konkurrenz für spekulative Anlagen.

Die meisten Bitcoins sind schon im Umlauf

Zweitens dürfte der Einfluss des Halvings auf den Kurs nun geringer ausfallen als bei vorangegangenen. Mittlerweile sind bereits 19,7 Millionen von maximal 21 Millionen Bitcoins auf den Markt. Ein erheblicher Teil des Bitcoin-Angebots ist also schon längst verfügbar. Entscheidend ist jetzt, wie sich die Nachfrage entwickelt – und wegen der neuen Bitcoin-ETFs und möglichem Engagements institutioneller Investoren stehen die Chancen für den Bitcoin gut.

Und drittens könnten ausgerechnet diejenigen, die neue Bitcoin-Münzen produzieren, für Verkaufsdruck sorgen: die sogenannten Miner. Sie stellen mit ihren Computern Rechenleistungen zur Verfügung, um hochkomplexe Rechenaufgaben zu lösen und die Transaktionen validieren. Dafür werden sie mit Bitcoins belohnt. Bis Samstag erhielten sie dafür noch eine Belohnung von 6,25 Digitalmünzen, nun sind es nur noch 3,125.

„Zunächst führt das Halving zu einem unmittelbaren Rückgang der Einnahmen für die Miner“, erklärt der Bitcoin-Influencer Reher. „Bei gleichbleibenden Betriebskosten wie Stromverbrauch und Hardware-Amortisation kann dies für einige Miner untragbar werden, insbesondere wenn die Preise für Bitcoin nicht entsprechend steigen, um diesen Rückgang auszugleichen.“

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Kurzum: Um noch lukrativ zu arbeiten, müssen Miner also immer effizienter arbeiten. Fest steht nur: Wenn im März 2028 das nächste Halving stattfindet, dürften wohl weniger Miner aktiv sein.

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