Kellogg's Smacks, Frosties, Rice Crispys, Crunchy Nut, Froot Loops und Honey Bsss und Nestlés sogenannte Cereals sind unfassbare Kalorienbomben.
Mal eine schnelle Übersicht:
Zum Vergleich:
Coca-Cola: 10,6 Gramm Zucker auf 100 Milliliter
Coppenrath & Wiese Schwarzwälder Kirschtorte: 20,3 Gramm Zucker auf 100 Gramm
Jahrelang ist es der Zuckerindustrie gelungen, uns die Angst vor dem Fett einzureden. Heute sagen Ernährungsfachleute längst: Morgens auf nüchternen Magen eine Mahlzeit mit viel Industriezucker, der ruckzuck ins Blut wandert, läute eine unheilvolle Routine ein: Blutzuckerspiegel steigt, Bauchspeicheldrüse schüttet panisch Insulin aus, der Blutzuckerspiegel sinkt rapide, wir bekommen kurz nach der Zuckerattacke am Morgen einen Heißhunger auf Süßes. Ein Teufelskreis, der uns schon in Kindertagen dem Tod noch schneller näher bringt.
Experten sagen: Wenn schon Süßkram, dann mittags als Nachtisch zum Essen. Nicht auf nüchternen Magen morgens.
Wem es also allein darauf ankommt, sich morgens weniger Zucker einzuflößen, sollte zum Frühstück eher ein Stück Sahnetorte mampfen und Coca-Cola in sich rein kippen, als sich diese Miniatur-Zuckerbomben von Kellogg's anzutun.
Und so gesehen sind diese vom Volksmund sogenannten Frühstücksflocken von Kellogg's und Nestlé und deren Zucker-Konkurrenten eher winzige Kekse und Mikro-Schokoriegel als ein sinnvolles Frühstück. Knabberzeug eben. Und das gehört im Laden nicht zu den Haferflocken.
Apropos: pure Haferflocken von DM: 0,7 Gramm Zucker pro 100 Gramm
Schneller schlau: Hochverarbeitete Lebensmittel
Ob Tiefkühlpizza oder Geflügelnuggets, Würstchen, Kekse, Protein-Kraftriegel, Cerealien oder salzige Snacks – hochverarbeitete Lebensmittel mit oft vielen Zusatzstoffen landen in Deutschland sehr häufig im Einkaufskorb. Die Gruppe der auch Ultra-Processed Foods (UPF) genannten Lebensmittel ist vielfältig, es gibt ein enormes Angebot von unterschiedlicher Qualität.
Ein hoher Konsum kann Experten zufolge gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Denn typischerweise enthalten die Ultra-Processed Foods (UPFs)viel Zucker, Salz, ungünstige Fette und Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel. Hingegen sieht es bei den wichtigen Mineral- und Ballaststoffen sowie Vitaminen oft mau aus.
Darüber hinaus können Weichmacher aus den Plastikverpackungen in die Nahrungsmittel übergehen.
Der jüngste Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vom Dezember 2023 sieht einen Zusammenhang zwischen einem hohem Verzehr solcher UPFs bei Erwachsenen und Erkrankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht und Adipositas oder auch Typ-2-Diabetes.
UPFs sind aus Sicht der Hersteller profitabel, weil laut DGE häufig – wenn auch nicht immer – billige Zutaten verwendet werden. Nachfrage und Absatz sind groß.
UPF-Produkte sind praktisch überall erhältlich, meist erschwinglich, lange haltbar und verzehrfertig oder nur aufzuwärmen, wie Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in Bonn erläutert. Die UPFs seien schmackhaft, bequem und zeitsparend, das mache sie für viele Verbraucher so attraktiv.
Selbst das mit Zucker vollgeballerte Vitalis-Knuspermüsli „klassisch“ von Dr. Oetker kommt auf „nur“ auf 21 Gramm Zucker. Was immer noch irre, aber doch 43 Prozent weniger ist als bei Kellogg's Frosties. Davon abgesehen, dass Vitalis hauptsächlich Vollkornhaferflocken enthält (viel Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren und Mineralien).
Die Flakes von Kellogg's und auch die von Nestlé aber wanzen sich seit jeher im Ladenregal in die Sphäre der echten Frühstückscerealien. Zwar bezeichnen weder Hersteller noch Einzelhändler die Zuckerbomben im Frühstücksgewand als gesundes Frühstück, aber die Nähe zum Hafer legt das dem schnell entscheidenden Verbraucher nahe.
Noch perfider wird es, wenn man sich anguckt, wie sich die Hersteller Nestlé und Kellogg's auf ihren Websites einen rhetorischen Eiertanz liefern. Man hört förmlich heraus, wie in Konferenzen in Anwesenheit von Kreativen und Justiziariat an den Texten gefeilt wird.
Nestlé schreibt über die winzigen Schokoriegel Lion im Frühstücksflocken-Karton: „Für den wilden Hunger am Morgen.“ Irgendwie Frühstück. Aber auch nicht. Clever.
Über die kleinen Zimtkekse Cini Minis: „Genießt mit einer leckeren Schüssel CINI MINIS ein Geschmackserlebnis zum Frühstück.“ Frühstück: ja. Lecker ja, gesund? Kein Wort.
Aber allein das Wort Cerealien, das hoch und runter gebetet wird, suggeriert ein bodenständiges Getreideprodukt – und ist doch eigentlich nur eine Süßgebäck.
Im Vergleich zu Kellogg's wirkt Nestlé online allerdings wie ein Bonbonladen. Kellogg's, die schaufelweise mehr Zucker in ihre Maschinen zu werfen scheinen, schreiben über die Zuckercracker Smacks: „Das ist knusprig gerösteter Weizen. Dazu frische Milch und Smacks nimmt dich mit in seine turbulente Welt aus Tricks, Spaß und Schabernack.“
Absurder Marketing-Bullshit. Klar. Und kein Wort zum enormen Zuckeranteil. Und direkt unter Smacks (und unter Frosties und so weiter) leistet sich Kellogg's einen wahren Schabernack: Dort erscheint ein weiterer Seitenabschnitt mit einer Schüssel Vollkornflakes mit Bananenscheibchen und Blaubeeren: „Die Bedeutung des Frühstücks.“
Und schwupp ist die Assoziation Zuckerbombe/gesundes Frühstück wieder da. Die Haus-Juristen werden gejauchzt haben ob ihres Triumphgefühls: „Geil! So machen wir’s! So kann uns keiner was. Niemand! Smacks und Frühstück! Frosties und Frühstück! AAAHAHAHA!“
Das ist das Blöde. Unsere Kinder essen sich dick und krank und die Süßwarenindustrie sagt: „Lasst doch die mündigen Bürger mit Werbeverboten in Ruhe. Die können doch selber entscheiden.“ Oder auch immer gerne vorgetragen: „Die Menge macht das Gift.“ Und dann werden wir mit Frühstücks-Anmutung im Supermarkt und im Netz manipuliert und fallen auf die Suggestions-Tricks der Macher herein. Und fressen uns an Zuckerkräckern satt, statt an Vollkornbrot mit Ei und Käse und Hafermüsli mit Beeren.
Wollen wir uns diese Verblödungs-Taktik weiter gefallen lassen? Als mündige Bürger müssten wir doch vehement dafür eintreten, dass uns die Mündigkeit beim Einkaufen nicht ausgetrieben wird. Mir ist die Gesundheit unserer Kinder wichtiger als die Freiheit der Lebensmittelindustrie. Und da gibt es nunmal eine gewichtige Schieflage. Ärztinnen und Ärzte werden das mit Sicherheit bestätigen.
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