Galeria Karstadt Kaufhof Diese Filialen schließt Galeria

Das Kaufhof-Warenhaus am Chemnitzer Markt. Quelle: dpa

Galeria Karstadt Kaufhof will 16 seiner 92 Warenhäuser schließen. Welche das sind, hat der Insolvenzverwalter am Samstag bekanntgegeben. Dabei habe die Miethöhe eine wichtige Rolle gespielt.

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Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof wird 16 seiner 92 Filialen schließen. Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus nannte am Samstag die Standorte, die keine Zukunft mehr haben. Hierzu zählen jeweils drei Häuser in Berlin (Ringcenter, Spandau, Tempelhof), Nordrhein-Westfalen (Essen, Köln Breite Straße, Wesel) und Bayern (Augsburg, Regensburg Neupfarrplatz, Würzburg). Schließen sollen darüber hinaus Chemnitz, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Trier Fleischstraße.

Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten. 1400 müssen gehen. Zuletzt hatte Denkhaus bereits angekündigt, dass in der Konzernzentrale in Essen die Hälfte der 900 Arbeitsplätze abgebaut werden soll. Das Unternehmen machte jedoch klar: Die Auswirkungen auf die Belegschaft sollen abgefedert werden. Es sei ein Sozialplan und ein Interessenausgleich mit dem Gesamtbetriebsrat geschlossen worden: „Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen“, sagte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche.

Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers Rene Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Im Zuge der letzten Insolvenz von Benko zugesagte Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette waren nicht mehr geflossen.



Galeria: „Jetzt gibt es nochmal eine Chance für das Warenhaus“

„Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt“, erklärte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Ausschlaggebend sei gewesen, ob eine Aussicht auf zeitnahe Rentabilität besteht. Hierbei habe die Miethöhe eine wichtige Rolle gespielt. „Dort, wo uns mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden“.

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Der Gesamtbetriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof sprach von einem Wechselbad der Gefühle: „Die Betroffenheit der gesamten Belegschaft ist groß, auch wenn ein Aufatmen in den Fortführungsfilialen stattfand“, betonte Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl. Es sei gelungen, eine Transfergesellschaft für die Betroffenen einzurichten. „Vor ein paar Wochen war die Angst vor dem Szenario einer Abwicklung von Galeria noch groß. Doch jetzt gibt es nochmal eine Chance für das Warenhaus.“

Scharfe Kritik an den Schließungsplänen kam von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. „Das ist keine gute Nachricht, weder für die Beschäftigten noch für die Kundinnen und Kunden und auch nicht für die betroffenen Kommunen“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. Jeder Standort, der geschlossen werde, führe zu einer weiteren Verödung der Innenstädte. Nicht nur die Gewerkschaft, sondern auch Politik und Gesellschaft dürften diese Schließungspläne auf keinen Fall hinnehmen.

Das kürzlich veröffentlichte Buch „Inside Signa“ zeigt, wie René Benko die Kontrolle über seine Immobiliengruppe verlor – und was es heißt, wenn Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne den Daumen senkt.
von Melanie Bergermann

Expertin: Mitarbeiter in der Konzernzentrale dürften es schwer haben, neue Jobs zu finden

Laut Annina Hering, Expertin der Jobplattform Indeed, könnten die 1400 Beschäftigten, die gekündigt werden sollen, Glück im Unglück haben. Zwar deuten ihre Daten insgesamt darauf hin, dass weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt gesucht werden, als noch vor einem Jahr, der Einzelhandel und Arztberufe seien jedoch eine Ausnahme. Diese „stechen diesbezüglich mit einer erhöhten Nachfrage nach neuem Personal in Höhe von jeweils mehr als 6 Prozent im Vergleich zu 2023 hervor“. Viele Gekündigte könnten demnach selbstbewusst in Bewerbungsgesprächen auftreten und hätten sogar die Chance, bessere Konditionen für sich zu verhandeln.

„Auf die rund 450 Mitarbeiter, die ihren Job in der Konzernzentrale von Galeria Karstadt Kaufhof verlieren, dürfte hingegen eine schwierigere Jobsuche zukommen. Der Markt für Bürojobs ist zuletzt nämlich etwas eingebrochen“, so die Expertin. Besonders die Nachfrage in Personalwesen sei um fast ein Drittel eingebrochen.



Lösung für Galeria noch auf wackligen Beinen

Van den Bossche und Denkhaus gaben im Januar die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele aus. Das Unternehmen verhandelte daraufhin nach eigenen Angaben mit mehreren potenziellen Investoren. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will.

Noch ist unklar, mit welchem Konzept der Handelskonzern wieder nach vorn gebracht werden soll und in welchem Umfang die neuen Eigentümer in das Geschäft investieren. Daran hängt auch die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung, diese kommt nur zustande, wenn die Gläubiger zustimmen.

Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

Die beiden neuen Galeria-Eigentümer müssen reichlich Überzeugungsarbeit leisten. Während Richard Baker im Warenhausunternehmen kritisch gesehen wird, ruhen die Hoffnungen jetzt auf dem Handelsmanager Bernd Beetz.
von Henryk Hielscher

Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten forderte der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bundesregierung jüngst zu einem Innenstadtgipfel auf. „Wenn der Einzelhandel geht, stürzen ganze Innenstädte. Wenn die Menschen keinen Anlass mehr für einen Innenstadtbesuch haben, dann drohen Geisterstädte. Das hat enorme Konsequenzen. Für die Wirtschaft, das Lebens- und Heimatgefühl der Menschen und auch für die gesamte Gesellschaft“, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Seit 2015 ist die Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland laut HDE von 372.000 auf 311.000 gesunken. Im kommenden Jahr wird mit 5000 weiteren Schließungen gerechnet. Die Unsicherheit der Branche verstärkte sich zuletzt durch die erneute Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof. Die Häuser von Karstadt und Kaufhof werden mit ihren umfassenden Sortimenten einerseits als wichtige Magneten des Einzelhandels in Innenstädten gesehen. Andererseits erfüllen sie diese Rollen in vielen Fällen nicht mehr – sonst wären sie nicht in der schwierigen Lage, in der sie sich befinden.

Galeria: Verfall der einst stolzen Warenhauskette

Galeria Karstadt Kaufhof ist die letzte große Warenhauskette in Deutschland. Die neuen Eigentümer, der Ex-Vorstandschef des Kosmetikkonzerns Coty Bernd Beetz und der kanadische Handelsunternehmer Richard Baker hatten angekündigt, möglichst viele Filialen erhalten zu wollen. Zugleich bereiteten sie die Belegschaft aber auch auf weitere Einschnitte vor. Die großen Kaufhäuser in deutschen Innenstädten stehen in erbittertem Wettbewerb mit Online-Händlern von Amazon bis Zalando sowie internationalen Textil-Ketten.

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Mit Material von dpa und Reuters.

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