VanMoof kehrt zurück Wiedergeburt einer Kultmarke – in Etappen

Quelle: imago images

Nach dem Kauf durch britische Investoren blieb es lange still um den angesagten Smart-Bike-Produzenten. Nun meldet sich VanMoof zurück. Doch auf die Besitzer der Räder kommen harte Einschnitte zu. 

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Erst Top, dann Flop: Nach dem Boom in den Covidjahren ging es für VanMoof, den niederländischen Produzenten vernetzter e-Bikes, nach der Pandemie ebenso steil wieder bergab. Im vergangenen Sommer zwangen Lieferengpässe, Produktionsprobleme und der Wirtschaftsabschwung den Hersteller der hippen Stadträder in die Insolvenz. Ein Schritt, der bei Besitzern der Bikes weit mehr Sorgen auslöste, als jede andere Pleite eines Radproduzenten zuvor mit sich gebracht hatte.

Denn schließlich hatten sich die Fans der hochpreisigen VanMoof-Bikes insbesondere wegen deren smarter Funktionen für die Räder entschieden: wie etwa die Koppelung mit einer Handy-App, die das Schloss des Zweirads automatisch entsperrt, sobald sich der Besitzer nähert. Gleichermaßen faszinierte digitalaffine Radler die Möglichkeit, per App und über Cloud-Dienste Schaltpunkte der Automatiknabe anzupassen. Mit der Insolvenz aber drohten die Smart-Bikes nach Abschaltung der Server schlagartig zu verdummen.

Diese Sorge, immerhin, erwies sich wenig später als unbegründet. Ende August übernahm das britische Mobilitätsunternehmen Lavoie, ein Anbieter elektrischer Roller und eine Tochter des Formel-1- und Sportwagenzulieferers McLaren Applied, die Niederländer für einen ungenannten Kaufpreis. Die erforderliche Investitionssumme inklusive zusätzlicher Gelder zur Stabilisierung und Ausweitung des Geschäfts bezifferte Lavoie-Mitvorstand Nick Fry allerdings mit „kurzfristig mehrere zehn Millionen Pfund“. 

Dann blieb es lange ruhig. Erst kurz vor Weihnachten verkündeten die neuen Eigner in einem Blogbeitrag, man sehe in dem Unternehmen „großes Potenzial, die Branche noch weiter zu verändern“. Ein knappes halbes Jahr nach dem Einstieg der Briten wird nun konkreter, wie es mit den smarten Bikes weitergehen soll.

Unter anderem setzen die neuen Eigner die Ankündigung um, ein neues Netzwerk aus Partnerwerkstätten aufzubauen. Nachdem VanMoof im vergangenen Sommer seine Service-Stellen und Flagship-Stores geschlossen hatte, standen Besitzer der Räder vor dem Problem, dass Ersatzteile für die vielfach speziell für die e-Bikes entwickelten Komponenten kaum zu bekommen waren.

Erste neue Servicepartner – auch in Deutschland

Vor wenigen Tagen veröffentlichte der Hersteller nun eine Liste von 22 neuen Servicepunkten, je zur Hälfte in den Niederlanden und in Deutschland. Diese hätten zumindest „Ersatzteile für bestimmte Reparaturen“ bereits wieder auf Lager, heißt es vage.
Und noch eine Kröte müssen Besitzer älterer Räder beim neuen Service-Angebot schlucken: Die Garantie und der „Peace of Mind“-Service, mit denen die VanMoof-Gründer für ihre hochpreisigen Produkte geworben hatten, sind „aufgrund der Insolvenz leider nicht mehr gültig“, verkündeten die neuen Eigner.

Dafür haben die Käufer die Zeit seit der Übernahme offenbar genutzt, die Software der Räder und der zugehörigen App zu überarbeiten. Erste Besitzer älterer Räder meldeten vor wenigen Tagen auf der Plattform „X“, es gebe eine neues „Firmware Update 1.5.0“. Es laufe recht stabil und biete unter anderem neue Funktionen zur Batteriesteuerung sowie zum Erstellen eines Freischaltcodes für das verschlossene Fahrrad. Wann das Update für alle Besitzer verfügbar werden soll, ist noch offen.

Konkreter sind dagegen schon die Pläne für die Wiederaufnahme der Produktion. „Im Laufe des zweiten Quartals 2024“ sollen die ersten Räder wieder vertrieben werden, voraussichtlich die Modelle S5 und A5. Daneben arbeite man bereits an neuen Modellen.

Ein allzu gern verdrängtes Risiko

Damit könnten Fans und Besitzer der ebenso angesagten wie teuren Räder am Ende noch glimpflich davonkommen. Doch der Fall VanMoof macht auch überdeutlich, welches gern verdrängte Risiko in modernen, vernetzten Produkten schlummert: Was Fans vernetzter Gadgets als Kauf einer Ware verstehen, ist in Wirklichkeit nicht mehr als die teure Leihe cooler Funktionen.

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Denn selbst die angesagteste Technik verkümmert schlagartig zu einem Klumpen Blech, Gummi oder Plastik, wenn dem Hersteller – wie im vergangenen Jahr VanMoof – das Geld ausgeht. Oder wenn den Produzenten der Vertrieb oder die technische Unterstützung ihrer Tech-Gadgets zu lästig wird und sie die für die Steuerung per App und Cloud-Dienst erforderlichen Server abschalten.

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