Job-Abbau bei Miele Wie viele Warnschüsse braucht es noch?

Quelle: dpa Picture-Alliance

Erst Bayer, dann Bosch und nun auch noch Miele: Fast im Wochentakt kündigen große deutsche Unternehmen den Abbau von Arbeitsplätzen oder die Verlagerung von Jobs an. Die Politik muss die Warnsignale endlich hören. Ein Kommentar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Passender hätte die von Christian Lindner und Robert Habeck angeschobene Standortdebatte nicht kommen können. Der Finanz- und der Wirtschaftsminister zweifeln öffentlich an der deutschen Wettbewerbsfähigkeit – und bekommen die realen Auswirkungen ihrer politischen Entscheidungen nur wenig später ganz real vor Augen geführt. Die Ankündigung des Hausgeräteherstellers Miele, etwa 2700 Arbeitsplätze abzubauen oder ins Ausland zu verlagern, ist der nächste laute Warnschuss in Richtung Bundesregierung.

Standortdebatte ist unausweichlich

Wer die Strukturen innerhalb des Familienunternehmens kennt, der weiß, dass der Geschäftsführung der Schritt, etwa zehn Prozent der Belegschaft vor die Tür zu setzen, nicht leicht gefallen ist. Wie alternativlos die schwierige Entscheidung für die Unternehmensführung war, drückt ein Wort aus, das in der Miele-Stellungnahme gleich zweimal vorkommt: „unausweichlich“. Das seien Personalabbau und Anpassungen für die Entscheider gewesen.

Unausweichlich ist auch eine große Debatte um die Standortfaktoren in Deutschland. Die hohen Energiepreise, unter denen viele Industrieunternehmen leiden, und eine überbordende Bürokratie – um nur zwei Fakten zu nennen – sind hausgemacht.



Subventionen oder sogenannte Sondervermögen, wie von Robert Habeck gefordert, sind keine Lösung. Um den Niedergang der deutschen Wirtschaft zu stoppen muss die Devise lauten: mehr Marktwirtschaft wagen, zum Beispiel beim Klimaschutz, und endlich Bürokratie ab- und nicht weiter aufbauen.

Lesen Sie auch: „Billiger-statt-besser-Strategie“ – harsche Kritik am Mieles Sparkurs

Die Kritik im Fall Miele allein an der Bundesregierung abzuladen, ist aber zu einfach. Zur Wahrheit gehört auch, dass man in Gütersloh von Corona-Sondereffekten profitiert hat. Viele Haushalte haben „weiße Ware“ wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler während der Pandemie angeschafft – und die Kasse bei Miele kräftig klingeln lassen. In der guten Phase wurden personelle Überkapazitäten aufgebaut. Dass der Kaufrausch der Konsumenten nicht von Dauer ist, hätte man wissen müssen. Doch offenbar ist es Miele nicht gelungen, die Rekordumsätze zu nutzen, um das Unternehmen für die Zeit nach der Pandemie krisensicher aufzustellen.

Frauenförderung à la Siemens Siemens-Managerin klagt an: Nutzt der Konzern Compliance als Mitarbeiter-Entsorgungstool?

Der Fall einer Siemens-Managerin, die schwanger wurde und nun um ihren Job kämpfen muss, erschüttert den Dax-Konzern. Nun droht der mit ihr verheiratete Personalchef in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Zugewinnausgleich Wie viel können sich Eheleute steuerfrei vererben?

Ein Paar ist seit gut 40 Jahre verheiratet. Jetzt machen sich die Eheleute Gedanken über die Erbschaftsteuer – und sind auf einen besonderen Steuervorteil gestoßen. Eine Fallanalyse.

Wärmepumpen Um den Heizungsmarkt zu erobern, kommt es nicht auf die Qualität der Wärmepumpe an

Asiatische Hersteller, hieß es vor einem Jahr, würden bald den deutschen Markt fluten mit ihren Wärmepumpen. Jetzt zeigt sich: Es ist so weit.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Immerhin: Miele investiert – noch. Zwar nicht in Deutschland, aber im Ausland. Arbeitsplätze entstehen jetzt im Nachbarland Polen und in den Vereinigten Staaten. Das Problem: Werden die Jobs einmal exportiert, kommen sie in der Regel nicht mehr zurück. Eine Entwicklung, die sich der Industriestandort Deutschland nicht auf Dauer leisten kann. Die nächste Hiobsbotschaft kommt bestimmt.

Dieser Beitrag entstammt dem WiWo-Newsletter Daily Punch. Der Newsletter liefert Ihnen den täglichen Kommentar aus der WiWo-Redaktion ins Postfach. Immer auf den Punkt, immer mit Punch. Außerdem im Punch: der Überblick über die fünf wichtigsten Themen des Tages. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%