Aber die Hoffnung ist ja, dass diese Gewinne in den Bau neuer Windanlagen fließen.
Geier: Der Windkraftausbau ist ein großes Problem. Wir bräuchten jede Woche 25 neue Windräder um 10 Gigawatt Leistung pro Jahr aus dem Osterpaket zu erreichen, schaffen derzeit aber nur etwa fünf Anlagen. Um diesen Rückstau wieder aufzuholen, müssten wir demnächst mehr als 60 Stück pro Woche bauen. Bei den bürokratischen Hürden und dem Abwürgen der bereits jetzt zu knappen Industriekapazität ist das einfach nur Wunschdenken.
Der Sachverständigenrat ist dafür, die Marktwirtschaft wirken zu lassen. Die Produktion soll dorthin ziehen, wo die Energie billig ist.
Howe: Das ist ein Aberwitz. Was ist denn für den Klimaschutz gewonnen, wenn wir in Deutschland hocheffiziente Produktion einstellen, aber außerhalb von Deutschland mit schmutziger, fossiler Energie produzieren? Machen wir uns dann wieder abhängig von Autokraten und Diktatoren? Und wo kommt unsere Wertschöpfung in Zukunft her, die unseren Wohlstand erhalten soll? Wir können nicht überall aussteigen, ohne einen Plan zu haben, wo wir einsteigen wollen. Unsere nachhaltige Transformation kann gelingen. Aber man darf uns den Weg dahin nicht blockieren. Natürlich gibt es billigen, grünen Strom in Kanada und manches Unternehmen hat bereits seine Koffer gepackt. Aber als Familienunternehmen schlägt unser Herz hier in der Region und wir glauben an unser Land.
Denken Sie, das letzte Wort in Sachen Brückenstrompreis ist bereits gesprochen?
Howe: Das kann es wohl nicht sein. Neben den Unternehmen sind auch die großen Industriegewerkschaften mit an Bord. Die IG Metall hat erkannt, dass der Brückenstrompreis entscheidend ist für den Fortbestand der Arbeitsplätze. Wir haben bei der jüngsten Betriebsversammlung plädiert, vordringlich nicht für ein paar Prozent mehr Gehalt zu streiken, sondern für wettbewerbsfähige Energie. Denn was hilft eine Gehaltserhöhung, wenn nur noch Teil der Belegschaft später in den Genuss kommt, weil die Jobs unter diesen Voraussetzungen nicht zu halten sind? Die konjunkturelle Lage verschlechtert sich. Wir sind Europas größte und innovativste Handformgießerei. Im Gegensatz zu uns sind viele unserer Kollegen bereits in Kurzarbeit. Die Produktion in der energieintensiven Industrie allgemein ist in den letzten 18 Monaten um 18 Prozent gesunken. Wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam für die gleiche Sache kämpfen, zeigt es, dass es fünf nach zwölf ist.
Sie beklagen zusätzlich die wachsende Bürokratie.
Geier: Derzeit vergeht kein Tag, an dem Vertreter der Regierung nicht beteuern, dass sie Bürokratie abbauen wollen. Gleichzeitig machen sie mit dem Energieeffizienzgesetz das nächste Fass auf. Wir sollen alle Energieflüsse der gesamten Öffentlichkeit zugänglich machen. Wer profitiert, sind unsere Konkurrenten weltweit, auch in China, die so unsere Prozesse, auf denen unsere bessere Effizienz beruht, leicht kopieren können.
Wir sprechen seit drei Jahren regelmäßig über die Herausforderungen der Transformation für Sie als Weltmarktführer. Woher nehmen Sie den Optimismus?
Howe: Weil die Menschen, die hier arbeiten, es wert sind, auch wenn es manchmal, wie mit dem jetzigen Maßnahmenpaket, schwer fällt. Ich glaube an die sachliche Diskussion im demokratischen Prozess. Doch wir werden nicht gehört, obwohl wir uns engagieren und nachweislich Expertise besitzen. Gesetze wie das zur Energieeffizienz, bei dem Firmengeheimnisse öffentlich zugänglich gemacht werden, sind eine Frechheit. Ich übernehme Verantwortung für das Wohl von 450 Familien. Ich helfe bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und biete allen gut bezahlte Arbeitsplätze, die in die Sozialkassen einzahlen. Dafür kämpfe ich weiter.
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