Einer der bekanntesten Gründer der deutschen Start-up-Szene tritt zurück. Wefox-CEO Julian Teicke wechselt „nach mehreren Monaten Bedenkzeit“ in den Aufsichtsrat seines Versicherungsunternehmens, wie er auf Linkedin verkündete. Er tauscht seine Rolle mit dem bisherigen Aufsichtsratschef Mark Hartigan. Die Gesellschafter holten den britischen Versicherungsexperten erst im Herbst in das sogenannte „Board of Directors“ des Unternehmens. Hartigan stand in der Vergangenheit in der Kritik, weil er als Leiter des Versicherers LV trotz einer geplatzten Übernahme einen sechsstelligen Bonus einheimste.
Wefox-Gründer Teicke wolle sich fortan seinem Projekt The Delta widmen, schreibt er weiter. Wann genau der Wechsel stattfindet, sagt er nicht. Der Unternehmer hat The Delta und Wefox 2015 ungefähr zeitgleich gegründet. The Delta investiert nicht nur in junge Firmen, sondern gründet auch selbst Unternehmen aus. In den neun Jahren war das Projekt eine Nebentätigkeit für Teicke. Das wird sich ändern.
Wefox-Geschäftsmodell in der Kritik
Das Insurtech Wefox ist das größte in Deutschland und vermittelt über ein Onlineportal diverse Versicherungen an Kunden, ein digitaler Makler. Investoren hatten die Firma 2022 mit 4,5 Milliarden Dollar bewertet. Im Zuge der wirtschaftlichen Krise stellte Wefox im vergangenen Jahr mehrere unrentable Märkte ein, stoppte Investitionen in Projekte und kündigte etwa 300 Mitarbeitern. Haftpflicht- und Autoversicherungen wurden beispielsweise aus dem Repertoire geschmissen. Ziel war die schwarze Null.
Zudem stand das Milliardenunternehmen vermehrt in der Kritik. Das Manager Magazin berichtete etwa über geschönte Kundenbewertungen. Laut Finance Forward baute Wefox sein Geschäft mit aggressiven Zukäufen von Maklerbüros auf.
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