Kfz-Versicherungen Policen werden teurer – wie sich trotzdem sparen lässt

Wer aktuell ein Auto kauft und eine neue Versicherung abschließt, zahlt im mittleren Preissegment für eine Haftpflichtpolice 18 Prozent mehr als noch im April 2023. Quelle: dpa

Die Inflation flaut ab, trotzdem steigen die Preise für Kfz-Versicherungen. Getrieben werden die Beiträge von höheren Kosten für Ersatzteile und denen, die sie einbauen. Sparen können Autofahrer dennoch.

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Sein Auto zu versichern ist um durchschnittlich 20 Prozent teurer geworden – innerhalb der vergangenen zwölf Monate. Zu dem Ergebnis kommt der Kfz-Versicherungsindex der Vergleichsplattform Verivox.

Wer aktuell ein Auto kauft und eine neue Versicherung abschließt, zahlt im mittleren Preissegment für eine Haftpflichtpolice 18 Prozent mehr als noch im April 2023. Die Teilkasko-Versicherung ist 19 Prozent und der Vollkasko-Tarif sogar 21 Prozent teurer als noch vor einem Jahr.

Wolfgang Schütz, Geschäftsführer von Verivox Versicherungsvergleich, sprach schon im vergangenen Herbst von Preissteigerungen in „historischem Ausmaß“. Schon damals berappten Autofahrer durchschnittlich 16 Prozent mehr für die Vollkasko-Versicherung, elf für Teilkasko und zwölf für die Haftpflicht-Tarife.

Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht, obwohl die Inflation weiter abklingt und derzeit auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren rangiert: „Die Versicherer werden auch mittelfristig ihre Prämien weiter erhöhen müssen, um wieder in die Gewinnzone zu rutschen“, sagte Schütz. Viele Versicherer schrieben zuletzt Verluste, weil etwa die Schadensquoten gestiegen sind und es wegen der Inflation teurer geworden ist, Autos reparieren zu lassen.

Laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schrieben die deutschen Kfz-Versicherer im vergangenen Jahr einen Verlust von über drei Milliarden Euro. Auch für dieses Jahr prophezeit der GDV ein Defizit von bis zu zwei Milliarden Euro – obwohl die Versicherungsbeiträge schon kräftig angezogen wurden. „Nach unserer aktuellen Hochrechnung werden die Beitragseinnahmen auf rund 33,6 Milliarden Euro steigen – aber die Versicherer müssen zwischen 34,9 und 35,6 Milliarden für Schäden und Verwaltung ausgeben“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Marktführer bei Autopolicen ist HUK Coburg. Allein deren Kfz-Sparte fuhr im vergangenen Jahr einen Verlust von über einer halben Milliarde Euro ein. Auch der Branchen-Primus kündigte weitere Tariferhöhungen an. HUK-Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann wirft den Autoherstellern seit Jahren vor, die Preise für Ersatzteile überdurchschnittlich zu erhöhen.

Preise für Ersatzteile haben sich oft fast verdoppelt

Einer Erhebung des GDV nach zu urteilen, haben die Autohersteller zwischen August 2022 und 2023 die Preise für Ersatzteile im Schnitt um fast zehn Prozent erhöht. So kostete zum Beispiel eine neue Tür im vergangenen Jahr durchschnittlich 865 Euro und war damit sogar 13 Prozent teurer als im Vorjahr. Teile wie Kotflügel oder auch Kofferraumklappen verteuerten sich im gleichen Zeitraum ebenfalls um ungefähr elf Prozent.

Dass die Preise für Ersatzteile anziehen, beobachtete der GDV aber schon seit über zehn Jahren. „Die Kosten für Ersatzteile steigen rasant und deutlich schneller als die Inflationsrate: Während der Verbraucherpreis-Index seit Januar 2013 um knapp 28 Prozent stieg, erhöhten die Autohersteller die Preise für Ersatzteile um mehr als 70 Prozent“, sagte Asmussen. So kostete zum Beispiel die erwähnte Kofferraumklappe 2013 nicht mal 500 Euro – und heute über 900. Andere Preise, zum Beispiel für neue Rückleuchten oder hintere Seitenwände, haben sich im vergangenen Jahrzehnt ebenfalls fast verdoppelt.

Die teureren Teile muss auch jemand einbauen – und auch hier stiegen die Preise: Seit 2017 sind die Stundensätze in Werkstätten um 28 Prozent angezogen. Reparaturen an der Mechanik, Elektrik oder der Karosserie kosteten 2022 laut GDV im Schnitt 173 Euro pro Stunde. So kostet ein Sachschaden am Auto die Haftpflichtversicherer im Durchschnitt 3700 Euro. 2013 lag dieser Wert noch bei ungefähr 2400 Euro.

Versicherung regelmäßig anpassen

Die erhöhten Kosten werden auch an die Versicherten weitergegeben. Allerdings können Autofahrer ihre Policen drücken. Verivox-Sprecherin Nadja Feder rät dazu, nicht nur Vergleiche zu bemühen, um einen neuen und günstigeren Anbieter zu finden, sondern auch die bestehende Versicherung regelmäßig zu überprüfen und anzupassen. „Fährt ein Versicherter zum Beispiel weniger Kilometer im Jahr, kann sich das auf seinen Tarif auswirken“, sagt Feder.

Allerdings berechnet jeder Versicherer die Preise individuell, laut Feder haben mehr als 50 Faktoren Einfluss darauf. In einer Modellrechnung ging Verivox von einem 45-jährigen Golf-Fahrer aus Berlin aus, Schadenfreiheitsklasse 14. Eine Auswertung ergab, dass eine Anpassung der Fahrleistung von 10.000 auf 5000 Kilometer im Jahr die Kfz-Versicherungsbeiträge um durchschnittlich 16 Prozent senkt.

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Nochmal 28 Prozent weniger zahlen Versicherte im Schnitt, wenn sie sich für eine Selbstbeteiligung von 300 Euro in der Vollkasko und 150 Euro in der Teilkasko entscheiden. Wer sich außerdem bei Schäden an eine Partnerwerkstatt des Versicherers bindet, erhält laut Feder durchschnittlich zwölf Prozent Rabatt auf den Versicherungsbeitrag. Finanziell lohnen kann sich außerdem, den von der Versicherung gedeckten Fahrerkreis zu verkleinern: „Auch der Auszug erwachsener Kinder, die das Fahrzeug bisher mitgenutzt haben, führt zu einer Neueinstufung“, sagt Feder. „Der Golf-Fahrer aus Berlin spart durchschnittlich 38 Prozent, wenn er sein 20-jähriges Kind aus dem Versicherungsvertrag nimmt“ Und: Wer seine Beiträge jährlich statt monatlich zahlt, spart im Schnitt nochmal sechs Prozent.

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