@TeamBundeskanzler Dieser 26-Jährige soll Olaf Scholz zu TikTok-Ruhm verhelfen

Olaf Scholz hat mit TikTok-Star Younes Zarou (26) diverse Videoclips aufgenommen. Quelle: PR

Seit Anfang April ist Olaf Scholz auf TikTok. Kürzlich war Younes Zarou zu Besuch, Deutschlands reichweitenstärkster Influencer auf der Plattform. Das steckt hinter der Kooperation.

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Über den Tiktok-Kanal von Bundeskanzler Olaf Scholz wird viel diskutiert. Kritik gibt es vor allem mit Blick auf Chinas Propagandapolitik, ein vom Land programmierter Algorithmus. Der Verfassungsschutz warnte unlängst vor den Risiken der App, sodass selbst sämtlichen Regierungsmitarbeitern Tiktok auf dem Diensthandy verboten wurde. Für den Bundeskanzler gilt das nicht: Wenige Tage vor seiner China-Reise, am 8. April, veröffentlichte er seinen ersten Clip. In der jungen TikTok-Generation erntet Scholz mit dieser Strategie Anerkennung, die Zahl der Fans wächst. Vor allem dank Younes Zarou.

Der 26-Jährige ist Deutschlands reichweitenstärkster TikToker. Seinem internationalen Profil folgen 55 Millionen Nutzer, seinem zweiten Account für deutsche Fans rund sechs Millionen. Auf Instagram versammelt der Frankfurter auch noch einmal neun Millionen Menschen hinter sich. Grund genug für das Social-Media-Team von Olaf Scholz, Younes Zarou ins Kanzleramt einzuladen und von dessen Strahlkraft zu profitieren. Ende April war der Influencer im Kanzleramt und veröffentlichte mehrere Videos mit Scholz.

„Es gab keine Vorgaben“, erzählt der junge Frankfurter von dem Treffen. Er habe mit Scholz ähnliche Sachen gemacht wie mit anderen Stars auch. Auf ihren Kanälen haben beide insgesamt sieben verschiedene Kurzvideos veröffentlicht: verschiedene Behind-The-Scenes-Aufnahmen von ihrem Videodreh etwa und ein Ranking von Kartoffelgerichten – ein beliebter TikTok-Filter. Letzteres fand bislang nur auf dem Kanal des TikTokers statt.

Scholz hat mit Besuch des Influencers auf einen Schlag mehr als 70.000 Fans gewonnen. Über 200.000 zählt er aktuell. Die Videos mit Zarou gehören zu den reichweitenstärksten Veröffentlichungen. Beide Clips zusammen zählen rund zwölf Millionen Abrufe. Momentaufnahmen aus China oder kurze Frage-Antwort-Runden kamen bislang selten auf mehr als eine Million Aufrufe.

Zwei Mitarbeiter für den TikTok-Kanal

Um die Social-Media-Kanäle kümmert sich das Bundespresseamt. Insgesamt neun Personen seien dafür angestellt, zwei explizit für TikTok, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit bei einer Pressekonferenz Anfang April. Obendrein arbeite das Bundespresseamt aktuell noch mit einer Agentur zusammen, die das Community-Management übernimmt, also auf Kommentare reagiert oder sie löscht. Für TikTok habe das Team besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Es nutze demnach Handys, die aus Datenschutzgründen lediglich die App des chinesischen Netzwerks installiert haben. Die Geräte dürfen für keine anderen Zwecke genutzt werden.

Screenshot aus einem TikTok-Video des Bundeskanzlers Quelle: Screenshot

Bei Influencer Younes Zarou geht es hingegen weniger streng zu. Er sei eigentlich von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und dem DFB eingeladen worden, um Videos mit dem EM-Pokal zu drehen. Das Social-Media-Team des Kanzlers habe davon erfahren und ihn wenige Tage vor dem Termin ebenfalls kontaktiert. Insgesamt 15 Minuten habe Zarou mit Olaf Scholz verbracht, berichtet der 26-Jährige. „Ich bin nicht mit jedem Punkt seiner Politik einverstanden. Nichtsdestotrotz war es mir eine Ehre, dass er als Repräsentant von Deutschland ausgerechnet mich für einen kleinen Videodreh angefragt hat.“

Geld habe Zarou für seinen Auftritt nicht bekommen, sagt er. Und auch nicht verlangt. „Ich habe Migrationshintergrund und Deutschland viel zu verdanken. Für mich hat das nicht bedeutet, dass mich die Person Olaf Scholz kontaktiert, sondern das Land Deutschland.“ Wäre der Kanzler von einer anderen Partei, hätte er sich genauso dafür entschieden, sagt Zarou. Mit einer Ausnahme: die AfD. Ihm sei die Popularität verschiedener AfD-Politiker auf TikTok bewusst. Für ihn sei der Besuch bei Bundeskanzler Scholz daher eine Möglichkeit gewesen, seinen Fans andere Parteien näherzubringen. Der Sohn marokkanischer Einwanderer stellt dennoch klar: „Ich wollte und will mich auch weiterhin nicht politisch positionieren.“

Nutzer fordern „Döner-Preisbremse“

Seine Follower auf Instagram, die überwiegend aus Muslimen bestehe, hätten den Influencer für den Besuch kritisiert, erzählt er rückblickend. Sie seien mit dem Umgang der Regierung im Nahostkonflikt nicht einverstanden. Von den weitaus jüngeren TikTok-Fans habe es überwiegend Sympathie gegeben, dort forderte man spöttisch eine „Döner-Preisbremse“. Unter den TikTok-Kommentaren des Kanzlers sind die Döner-Preise mittlerweile zum Dauerrenner geworden.

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Bei Vizekanzler Robert Habeck sieht das anders aus: Der Wirtschaftsminister hat seinen TikTok-Kanal am 24. April gestartet – in einer Woche, in der Spionagetätigkeiten aus China aufgedeckt wurden, dem Heimatland der Plattform. Und in der die USA per Gesetz mehr Kontrolle erzwingt. Mehr als 20.000 Personen folgen Habeck. In seinen Clips erklärt er etwa die Energiewende oder beantwortet in einem Live-Format Fragen. Unter den jungen Grünen-Wähler stößt der Politiker damit auf Interesse.

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