ADAC-Studie Förderstopp hat kaum Einfluss auf Interesse an E-Autos

In rund sieben Jahren zahlte das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle laut ADAC über zehn Milliarden Euro an Fördergeldern für E-Autos aus. Quelle: imago images

Seit Dezember gibt es keinen Zuschuss mehr für Elektroautos. Eine überraschende neue Studie zeigt nun: Das Interesse an E-Autos ist dennoch ungebrochen. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit.

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Das Interesse an E-Autos würde einbrechen, die E-Auto-Wende kollabieren, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Das beschrien zumindest sehr viele, seit vorigen Dezember klar wurde, dass es künftig keine staatliche Förderung für die Stromer mehr geben würde. Tatsächlich jedoch ist das Interesse an E-Autos ungebrochen, wie eine neue Studie des Automobilclubs ADAC zeigt.

Das grundsätzliche Interesse an Elektromobilität bleibe auf Vorjahresniveau, auch ohne Subventionen, wie die Studie des ADAC belegt. Dazu befragte der ADAC mehr als 3000 Personen zu Besitz, Beschaffung und Finanzierung von privat genutzten Elektroautos. Von denen bekundeten 22 Prozent Interesse am Kauf, genauso wie bei der Befragung im Vorjahr. Auch bei den Hybridfahrzeugen änderten sich die Werte nur geringfügig: 2023 zeigten 26 Prozent der Befragten Interesse, in diesem Jahr 24 Prozent.

Der Staat zahlte rund zehn Milliarden Euro für Förderungen

Dabei sind Elektroautos kein günstiges Vergnügen, und das heute weniger als noch vor einem Jahr. Ende vergangenen Jahres kostete ein neues E-Auto durchschnittlich rund 53.000 Euro, wie das Center of Automotive Management errechnet hat. Beliebt sind die Stromer laut ADAC-Sprecher Christian Buric vor allem bei Männern zwischen 40 und 59 Jahren – und mit einem Nettohaushaltseinkommen von über 4000 Euro. Und weil ein E-Auto selbst für die nicht ganz billig ist, hatten Käufer lange die Chance, die hohen Preise noch zu drücken.

2016 führte die Bundesregierung mit den Autoherstellern den Umweltbonus ein. Der sollte den Stromer-Absatz ankurbeln. Die Subvention speiste sich aus dem Herstelleranteil und dem Bundesanteil inklusive Innovationsprämie. Zusammengerechnet ließen sich so für einen elektrischen Neuwagen bis zu 6750 Euro sparen. Bei einem Gebrauchtwagen für 65.000 Euro gab es immerhin noch ungefähr 4500 Euro.

Die Bilanz des Umweltbonus bis vergangenen Dezember: Über 2,2 Millionen geförderte Fahrzeuge, darunter 1,4 Millionen reine Stromer und knapp 800.000 Plug-in-Hybride. In den sieben Jahren E-Auto-Bonus zahlte das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle laut ADAC über zehn Milliarden Euro an Fördergeldern aus.

Damit ist seit dem 18. Dezember Schluss. Der Grund: Im Zuge der Corona-Pandemie nahm die Regierung vermehrt Kredite auf, schichtete die nach Abflachen der Pandemie unter anderem in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) um. Das untersagte das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Winter. So musste die Ampel-Koalition kurzfristig sparen, immerhin klaffte plötzlich ein 60 Milliarden Euro großes Haushaltsloch. Also wurden verschiedene Projekte gestrichen – unter anderem der Umweltbonus. Der wurde auch mit dem KTF finanziert.

Umweltschutz für viele wichtiger als Geld

Dass die E-Autos trotzdem weiter für Interesse sorgen, hat mehrere Gründe. Zum einen haben viele Hersteller nach Wegfall der Subventionen neue Prämien und Rabatte eingeführt oder schlicht die Preise gesenkt, um die abschmelzende Nachfrage zu kompensieren.

So kostet laut ADAC etwa ein Honda e:NY1 heute 9000 Euro weniger als Ende vorigen Jahres. Bei Volkswagen Stromern aus der ID-Reihe fallen bis zu neun Prozent Rabatt an und Toyota senkte den Preis für seinen bZ4X um 15.000 Euro – in der günstigsten Variante kostete der dann noch rund 35.000 Euro.

Außerdem seien den Interessierten die eher als geringer eingeschätzten Betriebs- und Unterhaltskosten der Stromer wichtig, sagt Buric. „Und nicht zu vergessen: Die Steuervergünstigungen bei E-Autos – die bleiben ja nach wie vor die nächsten Jahre als Vorteil erhalten.“

Ein weiterer Grund: E-Mobilität zieht langfristige Investitionen mit sich, die nicht so einfach rückgängig gemacht werden können. Wer also bereits ein E-Auto gekauft oder das vorhat, überlegt es sich zweimal, zurück zum Verbrenner zu wechseln. Vier von fünf E-Aut-Fahrern wollen laut ADAC-Umfrage nicht mehr weg vom Stromer. Oder, wie Markus Groiß formuliert, Geschäftsführer Autovermietung und Finanzdienste beim ADAC: „Das liegt auch daran, dass sie ihre Kostenkalkulation und ihre Infrastruktur bereits auf das System Elektromobilität ausgerichtet haben.“

Photovoltaik und E-Auto gehen für viele Hand in Hand

80 Prozent der Befragten, die heute privat bereits ein E-Auto fahren, haben laut ADAC auch schon eine Wallbox zuhause, weitere acht Prozent verfügen über eine Installationsmöglichkeit. Rund 70 Prozent derjenigen, die ein E-Auto anschaffen wollen und noch keine Wallbox haben, planen in den nächsten drei Jahren die Installation einer solchen.

Dabei werden Mobilität und Energieversorgung immer mehr zusammengedacht: 42 Prozent der befragten Besitzer von E-Autos haben bereits eine Photovoltaik-Anlage, 25 Prozent planen in den nächsten drei Jahren, eine zu installieren. Auch von denjenigen, die in den nächsten drei Jahren ein E-Auto kaufen wollen, verfügen 24 Prozent bereits über eine PV-Anlage. „Die Investitionskosten für Fahrzeug, Photovoltaik und Wallbox amortisieren sich umso schneller, je mehr eigenen Strom man selbst nutzt“, sagt Sascha Coccorullo, Leiter Strategie, New Business und Research beim ADAC.

Doch es ist interessanterweise ein weniger eigennütziges Argument, das die Menschen vor allem zum E-Auto treibt, wie ADAC-Sprecher Christian Buric erklärt: „Dominierend war laut unserer Abfrage vor allem der Umweltschutz als Motivation zur Anschaffung“, sagt Buric. „Man sieht hieran, dass es für viele Verbraucher eben doch wichtig ist, lokal emissionsfrei unterwegs zu sein.“

Die E-Auto-Verkäufe sind sehr wohl eingebrochen

Doch dass das Interesse an E-Autos gleich bleibt, ist nur ein Teil der Wahrheit. Ein anderer lautet: Die E-Auto-Verkäufe sind sehr wohl eingebrochen. Während im Dezember 2023 laut ADAC noch fast 55.000 Neuzulassungen elektrisch betrieben waren, waren es einen Monat später nur noch um die 22.000. Im März verzeichnete der ADAC rund 31.000 Neuzulassungen von Stromern.

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Laut Kraftfahrt-Bundesamt lag der Anteil von E-Autos im Januar bei rund drei Prozent, ausgehend von den 61 Millionen registrierten Fahrzeugen. Derzeit fahren also ungefähr 1,8 Millionen reine Elektroautos in Deutschland. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 15 Millionen Stromer auf die Straße zu bringen, rückt damit in weite Ferne.

Lesen Sie auch: Erich Sixts Söhne und die „absolute E-Auto-Katastrophe“

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